© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/12 09. März 2012

Leserbriefe

Zu: „Der Standhafte“ von Birgit Kelle, JF 10/12

Ein sehr gerechter Ausgleich

Ihr Porträt über den Kassenchef der Betriebskrankenkasse für Industrie, Handel und Versicherungen (BKK IHV) wirft eine Frage auf: Welche Zukunft ist unserer Bevölkerung noch zuzumuten? Während auf der einen Seite von der christlich-liberalen Regierung eine staatlich finanzierte Unterstützung der künstlichen Befruchtung gefordert wird, werden auf der anderen Seite Bestrebungen einer Krankenkasse, die bisherige Finanzierung von Abtreibung für die eigenen Mitglieder einzustellen, als Angriff auf feministische Errungenschaften empfunden. Sogar das Bundesversicherungsamt hat ein Prüfungsverfahren gegen den Vorstand der Krankenkasse eingeleitet. Daß im Gegenzug den Versicherten ein Zuschuß von 300 Euro für jedes Kind, das sie bekommen, gezahlt werden soll, halte ich für einen sehr gerechten Ausgleich.

Gernot Dietze, Bad Salzuflen

 

 

Zu: „Die märkische Union läßt nicht locker“ von Felix Krautkrämer, JF 10/12

Eisern Union? Vergebliche Mühe!

Es ergibt sicher Sinn, konservative Prinzipien zu vertreten und entsprechende Wähler zu motivieren. Dies heute innerhalb einer CDU bewerkstelligen zu wollen, ist jedoch vergebene Müh. Man entsorgt die Konservativen in der CDU und pflegt den politischen Mainstream. Bewährtes konservatives Gedankengut wird hier dem Zeitgeist geopfert. Als sogenannte Volkspartei huldigt die CDU häufig einer Politik der Beliebigkeit, diskreditiert ihren bürgerlichen Koalitionspartner FDP und opfert ihr Tafelsilber. Beispiele dafür gibt es reichlich. Der konservativ orientierte Wähler ist heute heimatlos.

Frank von Hoyningen-Huene, Dresden

 

 

Zu: „Märkische Union schließt die Reihen“ von Felix Krautkrämer, JF 9/12

Würger jetzt ohne Edgar Wallace

Die Anwürfe gegen Saskia Ludwig gehen eindeutig daneben. Es ist vielmehr der Versuch, Frau Ludwig politisch abzuwürgen und damit auch die JF. Dieses Blatt ist wohl das einzige noch, das die Finger auf die Wunden legt, wie etwa das Finanzsystem oder Ehe und Familie.

Werner Hilleringmann, Witten

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Wir sind Präsident!“, JF 9/12

Beten wir für Joachim Gauck!

Die Wahl des kommenden Leitbildes für Deutschland scheint sicher. Jetzt ist größte Tapferkeit von Joachim Gauck gefordert. Indem Jesus den alttestamentarischen Scheidungsbrief verbietet (Markus 10,4), betont er um so deutlicher die Unauflöslichkeit der Ehe (Markus 10,11). Ist Joachim Gauck nicht bereit, heldenhaft auf seine „Zweitfrau“ zu verzichten, verantwortet er für Tausende von Scheidungen eine falsche Vorbildfunktion. Das ist dann – mit falschem Freiheitsbegriff! – nicht Segen, sondern Fluch für Deutschland (1. Timotheusbrief 3,2). Redlich sollte Joachim Gauck dann seine Kandidatur absagen. Nach biblischen Maßstäben wäre er dann nicht würdig, neuer Bundespräsident zu werden. Beten wir für Joachim Gauck, damit er auch in der jetzigen Situation Tapferkeit zeige! Ein Bundespräsident ist auch ohne falsche „First Lady“ möglich.

Pfarrer Winfried Pietrek, Lippstadt

 

Geistige Führung wünschenswert

Ich wünsche der JUNGEN FREIHEIT aufrichtig, daß sie in ihren Hoffnungen auf Joachim Gauck nicht enttäuscht werden möge. Ein Präsident, der das Volk durch geistige Führung überzeugt, das wäre wünschenswert. Aber gerade das wollen die etablierten Parteien doch nicht. Zu befürchten ist vielmehr, daß sie versuchen werden, auch einen Bundespräsidenten Gauck auf das eigene kleine Maß zurechtzustutzen. Unsere politische Kaste und ihre publizistischen Helfershelfer dulden bestenfalls einen Präsidenten, der das auf dem Markt kursierende Kleingeld mit großem moralischen Gestus als eigene Prägung und Wertschöpfung ausgibt, also einen – wie Franz Josef Strauß einst spottete – Heldenmaskenträger. Hatten wir doch schon mal, oder?

Edelbert Breu, Lauterhofen

 

 

Zu: „Zweierlei Vergangenheiten“ von Paul Leonhard, JF 9/12

Wunder gab es auch schon früher

In dem Porträt über Erwin Strittmatter bezweifelt Ihr Autor, ob der dritte Band des „Wundertäters“ ohne den Zusammenbruch des SED-Regimes erschienen wäre. Tatsächlich brauche ich hier nur auf mein eigenes Exemplar zu verweisen: Es erschien im Aufbau-Verlag Berlin und Weimar in seiner bereits zweiten Auflage 1981!

Ernst Wehler, Weißenfels

 

Stadt sollte in der Schule lernen

Die Mitglieder des Hauptausschusses der Spremberger Stadtverordnetenversammlung glauben also zu wissen, wie man sich in beiden deutschen Diktaturen zu verhalten hatte, und tragen Strittmatter bis ins Grab die Sünde des Andienens nach. Daß der hervorragende Fabulierer seine Position zu den Brüchen in der eigenen Biographie, seine Zweifel und sein Unbehagen am DDR-Sozialismus in Romanfiguren deutlich werden ließ, zählt nicht mehr.

Paul Leonhard berichtet, daß man am Spremberger Gymnasium in einer intensiven Auseinandersetzung mit Strukturen und Wirkungsweisen der früheren Diktaturen die Chance sieht, die Schüler zum historischen Denken und Werten zu animieren und so auch ein tieferes Verständnis der Brüche in Strittmatters Biographie zu ermöglichen. Einer solchen Animation bedarf wohl auch der Hauptausschuß der Spremberger Stadtverordnetenversammlung.

Günter Wegner, Schwerin

 

Begriffliches Dickicht

Der Artikel zeigt in sehr lesenswerter Form zweierlei auf: Brüche in deutschen Biographien, wie sie das 20. Jahrhundert in reicher Menge hervorgebracht hat, und die widerliche Schnüffel- und Denunziationssucht der Gegenwart, die daraus Material herzuleiten versucht. Ich habe nur eine Zusatzanmerkung: Wenn man sich ins Dickicht der Organisationsbezeichnungen begibt, dann bitte genau.

Die Ordnungspolizei gliederte sich in Schutzpolizei, Gendarmerie, Technische Nothilfe und Feuerschutzpolizei. Ein „Technisches Hilfswerk“ gab es damals nicht, sondern nur die Vorgängerorganisation Technische Nothilfe, gegründet 1918 als zivile Vereinigung. Die Feuerschutzpolizei entstand 1938 aus den Berufsfeuerwehren; die Freiwilligen Feuerwehren verloren ihren Vereins- oder Kommunalstatus und wurden Hilfspolizeitruppe, aber nicht Bestandteil der Feuerlöschpolizei.

Ernst S. von Heydebrand, Vallendar

 

 

Zu: „Europas Rubikon“ von Wilhelm Hankel, JF 8/12

Zeit für Schadensbegrenzung

Ich weiß nicht, was ich mehr bewundern soll, die schnörkellose Klarheit in der Diktion oder den Mut von Professor Hankel. Einerseits enthüllt er den Politthriller Euro-Krise, entstanden aus dem Mißbrauch hochkomplizierter volkswirtschaftlicher Einheiten für politische Zwecke, andererseits scheut er sich nicht, in diesem Land schwindender Freiheit – als Finanzwissenschaftler hohen Grades und Freund einer deutlichen Aussprache – das gewollt verquaste Bankenchinesisch dem Leser verständlich zu machen.

Noch ist Schadensbegrenzung an diesem gigantischen Volksbetrug möglich. Nur Dummköpfe verharren verantwortungslos im Irrtum, während der Moloch in Brüssel die Souveränität seiner Mitglieder in der Euro-Zone aufsaugt.

Hardo Obergefell, Duisburg

 

 

Zu: „Gewalt als Argument“ von Thorsten Hinz, JF 8/12

Rechte dürfen zuversichtlich sein

Seine richtige Analyse beendet Thorsten Hinz mit einer ebenso unwürdigen wie falschen Antwort. Er fragt: „Was kann man tun?“ und antwortet mit dem Vorschlag, diejenigen „zum Nachdenken zu bringen, die an einflußreicher Stelle sitzen und denen die Entwicklung zum Gesinnungsstaat ebenfalls unheimlich ist“. Den „an einflußreicher Stelle“ Sitzenden ist ein Gesinnungsstaat mit Gesinnungsstrafrecht niemals unheimlich. Aber die politische Rechte in Deutschland, wenn sie sich als die „Rechte Gottes“ versteht – und das sollte sie –, darf mit Psalm 118 zuversichtlich wissen: „Die Rechte des HERRN ist erhöht; die Rechte des HERRN behält den Sieg!“

Hermann Schaber, Karlsruhe

 

 

Zu: „Gerecht und überfällig“ von Birgit Kelle, JF 8/12

Wer reicht Untätigkeitsklage ein?

Dieser Kommentar zur Demographie-Abgabe für Kinderlose ist richtungsweisend. Doch es ist leider sehr fraglich, ob die jungen CDU-Bundestagsabgeordneten Mitstreiter finden und sich durchsetzen können. Dabei hat doch bereits 2001 das Bundesverfassungsgericht unterschiedliche Beiträge zur Sozialversicherung und Pflege für Eltern und Kinderlose gefordert! Die entscheidende Frage ist: Wer ist berechtigt, eine Untätigkeitsklage einzureichen, Sozialversicherte etwa?

Ansonsten lasse man uns mit sogenannten „Reformen“ in Ruhe! Zum Beispiel „Riesterrente“. Sie nützt den Versicherten wenig, schon gar nicht der Finanzausstattung der Deutschen Rentenversicherung. Diesbezügliche staatliche Zuschüsse füttern private Versicherungsunternehmen, die diese Gelder zum großen Teil in Staatsanleihen (Griechenland?) anlegen. Und was soll ein „Generationenvertrag“, wenn er staatlicherseits unterlaufen wird durch Abtreibungen, die nicht aus gesundheitlichen Gründen erfolgen und zudem von der Allgemeinheit bezahlt werden?

Armin Garstka, Karlsruhe

 

Ausdifferenzierung schon da

Seit Jahren schon sind die Pflegeversicherungsbeiträge differenziert, Menschen mit Kindern zahlen weniger als Kinderlose.

Witold Tyc, Idstein

 

 

Zu: „Solidarische Grüße nach Budapest“ von Klaus Hornung, JF 8/12

Propagandisten des Weltstaats

Professor Hornung hat die internationale Hetze gegen die Regierung Orbán auf den Punkt gebracht. Daß in der Präambel der neuen ungarischen Verfassung von der die Nation erhaltenden Rolle des Christentums, vom Bekenntnis zur Familie und vom „Stolz auf unsere Ahnen“ die Rede ist – das können die Propagandisten des Weltstaates nicht hinnehmen. Daher das Bemühen, durch Boykott die Regierung Orbán, hinter der zwei Drittel des ungarischen Volkes stehen, zu Fall zu bringen.

Friedrich Carl Albrecht, Burgdorf-Ehlershausen

 

Nichts ist klar, Herr Kommissar!

Im Unterschied zu den EU-Kommissaren wurde der ungarische Ministerpräsident demokratisch von seinem Volk mit der großen Mehrheit von über zwei Drittel der Stimmen gewählt. Nach der sozialistischen Mißwirtschaft darf Orbán nun die Staatsfinanzen wieder in Ordnung bringen.

Die EU täte gut daran, diesem kleinen Land unter die Arme zu greifen. Aber nein, sie will Ungarn mit einem Strafverfahren nach Artikel 7 des EU-Vertrages überziehen und Vorschriften machen, wo sie doch selber (siehe Maastricht) permanent ihre eigenen Verträge bricht.

Harro Jäger, Schwülper

 

 

Zu: „Schwabenstreich“, JF-Intern von Moritz Schwarz, JF 8/12

Ideologie statt Fasnachtswitz

Mit Hauptstadtarroganz ist „Stuttgart 21“ und vieles Ähnliche gemeint. In Württemberg selbst hieß einst der Klageruf: „A:lles a:lles goht Schtuegert zue“. Die Ausführungen sind verworren und widersprüchlich. Sie erklären sich aus der Stuttgarter Feudal- wie Großkapitalgesinnung, die seit geraumer Zeit in „politische Bildung“ hineingepumpt wurde. Offensichtlich ist sie leider auch bei Moritz Schwarz hängengeblieben. Die Sueben sind schon früh abgewandert und untergegangen. Später wurde die Benennung „Schwaben“ eigens für eine Abspaltung von den Alemannen geschaffen, eine herrschafts-ideologische Erfindung, die bis heute für verschiedene Zwecke benutzt wird.

Man sollte sich für die Alemannen auf die demokratisch gesonnene Schweizer Geschichtsforschung gründen. Das empfiehlt ein im Alemannenland lebender, weltsoziologisch wissenschaftlich tätiger fränkischer Badener. Franke Schwarz, bleibe bei deinen Leisten! Nicht allein nur Alemannen wissen das Kuddelmuddel nicht als Fasnachtswitz zu schätzen, ebensowenig Genfer Schweizer, Hohenloher, Tauberfranken und andere Veräppelte.

Prof. Dr. Franz Filser, Freiburg i. Br.

 

 

Zu: „In Twitter-Gewittern“ von Marcus Schmidt, JF 7/12

Konkurrenten, nicht Feinde

Frau Steinbach hat also mit ihrer Äußerung, die Nationalsozialisten seien eigentlich Kommunisten gewesen, wieder einmal die Vorurteile gegen sich bestätigt. Doch sie hat prima und mutig pariert! Tatsächlich ist die Basis der NSDAP eine kommunistische Ideologie gewesen. So hatte Hitler am 12. September 1919 eine Parteiversammlung der kommunistisch orientierten Arbeiterpartei DAP besucht, deren Mitglied er sogleich wurde. Hier stieg Hitler sehr schnell auf, bis er schließlich am 24. Februar 1920 die Änderung des Parteinamens in NSDAP verkündete. Daß Hitlers Partei eine kommunistische Ausrichtung hatte, belegen entsprechende Presseberichte, so die Deutsche Allgemeine Zeitung vom 31. Januar 1931, die vom „(National-)Sozialist“ Hitler schrieb.

Erik Maria Ritter von Kuehnelt-Leddihn, Autor von „Leftism Revisited: From De Sade and Marx to Hitler and Pol Pot“, sah Rot und Braun links beheimatet – als Konkurrenten, nicht als Feinde. Er zeigte, daß sich Goebbels noch 1926 als „deutscher Kommunist“ bekannte. In der von Goebbels herausgegebenen Parteizeitung Der Angriff stand 1931, daß die NSDAP „die deutsche Linke“ sei und den bürgerlichen Nationalismus verachte. Noch 1932 veröffentlichte er das Handbuch „Der Nazi-Sozi“.

Karl Heinz Pape, Bremen

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