© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/12 16. März 2012

Mit Pferdeschwanz und Rock
Gleichstellung erleben: Auch im brandenburgischen Fürstenwalde gibt es jetzt eine Ampelfrau
Ronald Berthold

Das war aber auch frauendiskriminierend. Ein Mädchen mit Zopf und Rock führt einen kleinen Jungen an der Hand über die Straße. Das Verkehrszeichen „Achtung, Kinder!“ mußte auf Druck der Gleichberechtigungslobby vor ein paar Jahren in ein geschlechtsneutrales Piktogramm geändert werden. Mädchen tragen schließlich heute keine Zöpfe mehr und erst recht keine Röcke.

Also ab mit den alten Zöpfen – so wollte es die Emanzipationsbewegung. Mit Erfolg: Das Verkehrszeichen als Symbol der Unterdrückung verschwand auf dem Müllhaufen der Geschichte.

Wenn es aber um die Beendigung des fürchterlichen Patriarchats im Verkehr geht, sind Zöpfe irgendwie doch in. Und zwar bei der Ampelfrau, die es bereits in Zwickau, Dresden und einigen anderen Städten gibt. Sie trägt ihr Haar hinten gebunden zum Pferdeschwanz. Und einen Rock hat sie auch an. Eigentlich sieht sie aus wie das erwachsene Exemplar des Mädchens, das einst seinen Bruder in hinterhältig frauendiffamierender Absicht über den Damm brachte und die Autofahrer vor spielenden Kindern warnte.

Die brandenburgische Stadt Fürstenwalde hat vergangene Woche  zum Frauentag ihre erste Ampel eingeweiht, auf der eine Frau zu sehen ist. Da die Geschlechter nun doch nicht so gleich sind, wie das Gender Mainstreaming und seine Vertreterinnen uns Glauben machen wollen, sind die einst als erniedrigend empfundenen Attribute also wieder da. Irgendwie muß man die Frau ja erkennbar machen.

Mit viel Pathos wird der Widerspruch übertönt. Diese Ampel soll, so ihre Initiatorin, sogar Kinder manipulieren. Die leitende Fürstenwalder Beamtin verrät: Die neue Ampelfrau befinde sich an einer Kreuzung, über die zahlreiche Gymnasiasten auf ihrem Schulweg gehen müssen. Diese könnten durch das neue Lichtzeichensymbol „Gleichstellung erleben“.

Fragt sich nur, wie man die grün und rot leuchtende Dame denn nun nennen darf: „Ampelfrauchen“ wäre analog zum Ampelmännchen eigentlich angebracht. Aber diese Verniedlichungsform ist wohl zu diskriminierend. Oder wie wär’s, liebe Gleichberechtigungskämpferinnen, mit „Ampel-Fräulein“?

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