© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/12 16. März 2012

Frisch gepresst

Arabellion. Er ist das Gesicht des digitalen Aufstands gegen Mubarak. Doch als der Held der Revolution in Ägypten möchte er nicht betrachtet werden: „Ich kannte mich lediglich im Marketing aus und richtete eine Facebook-Seite ein.“ Und diese hatte es in sich. Aus Abscheu und Protest gegen die Ermordung des Bloggers Khaled Said im Juni 2010 durch mutmaßliche Sicherheitsdienstleute gründete der 29jährige Wael Ghonim die überaus erfolgreiche Netzseite „We are all Khaled Said“. Der „digitale Tsunami“ setzte sich in Bewegung. Einem Aufruf zur Demonstration folgend, begannen am 25. Januar 2011 in den großen Städten Ägyptens die Anti-Mubarak-Proteste. 18 Tage später gab der ermattete Staatspräsident seinen Rücktritt bekannt. „Ich konnte es nicht glauben. Der Traum war Wirklichkeit geworden“, schreibt Ghonim in seinem nun erschienenen Rückblick auf die Ereignisse unter dem Titel „Revolution 2.0“. Einerseits eine Abrechnung mit dem „Regime der Angst“, andererseits die Lebensgeschichte eines internetbegeisterten Jugendlichen, der es bis zum Marketingchef von Googles Nahost-Team brachte – und so ganz nebenbei zum Staatsfeind Nummer 1. (ctw)

Wael Ghonim:      Revolution 2.0.      Wie wir mit der ägyptischen Revolution die Welt verändern. Econ Verlag, Berlin 2012, broschiert, 382 Seiten, 18 Euro

 

Schlagwort. Wer ist schuld an der deutschen Misere? Für Jens Berger steht die Antwort fest: die neoliberale Ideologie. Sein Buch „Streßtest Deutschland“ präsentiert die einfachen Rezepte aus der WG-Küche Lafontaine/Wagenknecht, um Deutschland wieder fit zu machen: die Binnennachfrage stärken, die Löhne erhöhen, die Staatstätigkeit ausdehnen und Euro-Bonds einführen – schon brummt der Laden. Berger, der den Blog spiegelfechter.com betreibt und als Redakteur an den nachdenkseiten.de mitarbeitet, oszilliert zwischen Medienschelte und Gewerkschaftsökonomik. Er hetzt gegen den Spiegel als „Angela Merkels Spritzpistole“, die „Agenda-2010-SPD“, den Wirtschaftslobbyismus eines Friedrich Merz und die Verunglimpfung des Linkenchefs Ernst als „Porsche-Klaus“. Am Ende offenbart Berger – Überraschung! –, daß sein Herz links schlägt: Er empfiehlt, Linkspartei und Piraten zu wählen. Eine plumpe Propagandabroschüre voller Häme und Halbwahrheiten. (cs)

Jens Berger: Streßtest Deutschland. Wie gut sind wir wirklich? Westend Verlag, Frankfurt/Main 2012, gebunden, 255 Seiten,      16,99 Euro

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