© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/12 23. März 2012

Neue Initiative für ein unabhängiges Südtirol
Das Unmögliche versuchen
Curd-Torsten Weick

Mit der Vorstellung eines Verfassungsentwurfs für einen Freistaat Südtirol ist den Freiheitlichen ein Coup gelungen (siehe Seite 9). Er wird zwar kurzfristig nichts am gegenwärtigen Autonomiestatus im italienischen Staatsverband ändern, doch die harsche Zurückweisung durch die regierende Südtiroler Volkspartei (SVP) spricht Bände. Ganz staatsmännisch geißelt sie das „Wunschdenken fernab der Realität“ und plädiert stattdessen für ihr Programm von mehr Eigenständigkeit im Rahmen einer Vollautonomie.

Doch staatsmännisches Verhalten gegenüber dem überschuldeten Rom erscheint zur Zeit wenig gefragt. Die Jugend der Süd-Tiroler Freiheit plakatiert das Motto „Auch Du zahlst mit Italien drauf!“ Der Südtiroler Schützenbund ruft für den 14. April zu einem Freiheitsmarsch „Ohne Rom in die Zukunft“ auf. Zudem sorgt das Treffen der italienischen Gebirgsjäger (Alpini) in Bozen vom 11. bis zum 13. Mai für heftigen Unmut. Da klingt es wenig hilfreich, wenn die SVP davor warnt, „Illusionen“ zu wecken und einem „Wunschdenken“ zu frönen.

Warum nicht die Gunst der Stunde nutzen? Geschickt garnieren die Freiheitlichen ihren Ruf nach einem Freistaat Südtirol mit dem Hermann-Hesse-Ausspruch „Man muß das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen“ – und setzen sich somit an die Spitze der Südtiroler Freiheitsbewegung.

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