© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/12 06. April 2012

Grüße aus Wien
Sauberkeit ist alles
Michael Howanietz

Touristen könnten ein eigenartiges Bild von Wien erhalten, lustwandelten sie dieser Tage durch die österliche Walzerstadt. Da prangen überdimensionale Hundstrümmerln (Hundehaufen)und Zigarettenstummel auf Plakaten, um auf ein offenbar dringliches Stadtproblem aufmerksam zu machen. Oder doch nur auf die neuen Einnahmequellen der Stadtmütter? Immerhin sind für im öffentlichen Raum vergessene Hinterlassenschaften der lieben Vierbeiner künftig 36 Euro Strafgeld zu berappen. Ebenso für achtlos weggeworfene Zigarettenkippen.

Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ), die ihre besondere Beziehung zu Fäkalien bereits im Zuge einer früheren Plakat-Kampagne („Geld Scheißer“) aufhängen ließ, will auf „Keine Kleinigkeiten“ hinweisen, die den Stadtalltag prägen. Und immerhin muß auch Geld in die Stadtkasse kommen, werden doch bereits Feuerwachen zugesperrt, die naturgemäß wenig zur Bewältigung des Stadtalltags beigetragen haben. Und schließlich müssen auch die millionenschweren Förderungen für Gendervereine sichergestellt werden.

Da sollten die Bewohner einzelner Bezirke dann schon in Kauf nehmen, daß die Anrückzeit eines Löschfahrzeuges zehn oder zwanzig Minuten betragen kann, statt der bisher maximal fünf Minuten.

Wenigstens nähern sie sich dem Einsatzort bald vermehrt durch „weibliche“ Straßen und Gassen. Der kleine Regierungspartner der durch Jahrzehnte alleinregierungsgewöhnten Wiener SPÖ, die Grünen, forcieren das. In Anträgen wird die Benennung von Straßen, Gassen, Plätzen und Stiegen ausschließlich nach Frauen gefordert, bis eine 50-Prozent-Parität zu männlichen Namen gegeben ist. Glückliche Stadt, die sich derlei Sorgen leisten kann!

Kann sie das? Nein. Das Auseinanderleben der ethnischen Gruppierungen funktioniert besser als wortreich beworbene Integrationskampagnen. Die Infrastruktur immer größerer Straßenzüge kippt aus dem Erscheinungsbild bürgerfreundlicher Nahversorgungskonzepte in ein Konterfei osmanischen Lebens. Aber wen kümmert das, außer die verbliebenen Eingeborenen, die zu wenig Geld besitzen, sich in den „Speckgürtel“ der Millionenstadt abzusetzen.

Wie in anderen europäischen Metropolen liegt in Wien manches im argen. Dies zu erkennen hätte es der dekorativen Hundewürstchen-Plakate nicht bedurft. Vielleicht wird die Kampagne aber auch mißverstanden und ist als Eigenwerbung gedacht.

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