© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/12 06. April 2012

Umwelt
Bayerischer Sojaimport
Volker Kempf

Milch und Fleisch aus Bayern waren bisher besonders mit dem ländlichen Agrarraum assoziiert. Das entpuppt sich aber zunehmend als Illusion der Werbeindustrie. So werden jährlich rund 800.000 Tonnen Soja allein in den Freistaat importiert. Herkunftsregionen sind die Regenwälder vor allem Südamerikas. Was für diese Menge Sojabohnen an Fläche benötigt wird, entspricht etwa derjenigen des Saarlands, Hamburgs und Berlins zusammen. Das heißt, auf einer Fläche von über 350.000 Hektar mußten tropische Ökosysteme Soja-Monokulturen weichen. Das bedeutete nicht nur die Vernichtung von Artenvielfalt, sondern für Kleinbauern und Indianervölker die Vertreibung aus der Heimat. Der bayrische Agrarminister Helmut Brunner (CSU) unterzeichnete im März eigens ein Abkommen mit der brasilianischen Vereinigung Abrange für gentechnikfreies Soja.

Das geht aber am Kern des Problems völlig vorbei. Das wichtigste Mitglied von Abrange ist die André-Maggi-Gruppe, der größte Sojaproduzent der Welt, der wegen seiner illegalen Regenwaldrodungen Umwelt- und Menschenrechtsgruppen schon lange ein Dorn im Auge ist. So zeigt sich der Umweltverein „Rettet den Regenwald“ (www.regenwald.org) entsetzt und ruft zu Protestschreiben an den bayerischen Landwirtschaftsminister auf. Die bayerischen Sojaimporte sollen gesenkt, nicht erhöht werden. Dafür seien Konzepte und Verträge nötig. Weidewirtschaft und Heuverfütterung sollten in Deutschland mehr gefördert werden. Im Gegenzug müßte beim Rapsanbau für den angeblichen Bio-Kraftstoff gekürzt werden. Denn dieser hat nur neue Probleme geschaffen und die Kühe von den Weiden verdrängt. Und der Subventionsabbau für die Massentierhaltung ist schon lange überfällig. Minister Brunner sollte umdenken und umsteuern. Das wäre für Bayern und den Regenwald der nachhaltig bessere Weg.

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