© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/12 13. April 2012

Zwischen Reichstag und Kanzleramt
Ein Tag für die Veteranen
Marcus Schmidt

Abseits des Berliner Regierungsviertels und der Touristenströme steht das Ehrenmal der Bundeswehr. Es wurde 2008 auf dem Gelände des Bendlerblocks auf Initiative des damaligen Verteidigungsministers Franz Josef Jung (CDU) eingeweiht. Das Verteidigungsministerium hatte sich mit aller Macht dagegen gewehrt, das Ehrenmal für die „Parlamentsarmee“ in der Nähe des Reichstages zu errichten. Nun verirren sich Besucher eher selten hierher. 

Die Errichtung der Gedenkstätte markiert trotz des mißglückten Standortes einen Wendepunkt im Umgang der Bundesrepublik mit ihren Soldaten und symbolisiert zugleich den Wandel der Bundeswehr zur Armee im Einsatz mit Toten und Verwundeten. Nun rufen auch die lebenden Soldaten immer lauter nach Anerkennung. Auf private Initiative wurden in den vergangenen Jahren bereits zwei Veteranenverbände gegründet. Seit Thomas de Maizière (CDU) vor gut einem Jahr das Verteidigungsressort übernommen hat, wird auch innerhalb der Bundeswehr lauter über eine „Veteranenpolitik“ diskutiert.

De Maizière, der im vergangenen Jahr erstmals den Begriff „Veteranen“ für Teilnehmer an Auslandseinsätzen verwendet hatte, veröffentlichte in der vergangenen Woche nun ein Diskussionspapier, in dem er Vorschläge für die „gesellschaftliche Würdigung“ der aktiven und ehemaligen Soldaten mit Einsatzerfahrung macht. „Übergeordnetes Ziel ist es, unsere Soldatinnen und Soldaten spüren zu lassen, daß die Menschen in unserem Land, unser Staat und unsere Bundeswehr die Besonderheiten ihres Dienstes mit seinen Gefährdungen anerkennen“, heißt es in dem sechsseitigen Papier.

Die Denkschrift, die auf die lange Tradition des Veteranenwesens bei den Verbündeten verweist, stellt unter anderem Überlegungen zur Gründung von Veteranenheimen an sowie über ein Abzeichen, das Veteranen an der Uniform oder der Zivilbekleidung tragen können. Auch über einen Sonderbeauftragten für die einsatzerfahrenen Soldaten sollte nachgedacht werden, regt das Papier an. Wichtigster Punkt ist allerdings der Vorschlag, künftig als „Geste der Anerkennung“ am 22. Mai den Veteranentag zu begehen.

Es wäre mehr als überraschend gewesen, wenn de Maizière mit seinen Vorschlägen keinen Widerspruch provoziert hätte. Vor allem der geplante Veteranentag stieß dabei auf Kritik. Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Arnold, äußerte sich gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung skeptisch über den Sinn eines solchen Tages. Kritik kam auch vom evangelischen Militärbischof Martin Dutzmann. „Ich bezweifle, daß es einen eigenen Gedenktag braucht“, sagte er dem Tagesspiegel. Die Bundeswehr folge dem Leitbild des Soldaten als Staatsbürger in Uniform. „Ich möchte keine Sonderkultur für Soldaten. Das Gedenken muß eingebettet sein in tradierte, zivile Formen.“

Ganz anders sieht das naturgemäß der Bundeswehrverband. Daß der Minister die Debatte angestoßen hat, findet Verbandschef Ulrich Kirsch einfach nur „prima“.

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