© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/12 13. April 2012

Liebe zum Deutschtum
Vor fünfzig Jahren starb Erwin Guido Kolbenheyer
Felix Dirsch

Erwin Guido Kolbenheyer war einer von Hitlers „Gottbegnadeten“, weshalb der Schriftsteller im Kulturbetrieb der Nachkriegszeit nicht wieder Fuß fassen konnte. Heute gedenken nur noch wenige Getreue in der Kolbenheyer-Gesellschaft e.V. des 50. Todestages ihres Meisters am 12. April.

Bereits als Student hatte der in Budapest geborene Kolbenheyer erste Stücke verfaßt. Den Romanen „Amor dei“ (1908) und „Meister Joachim Pausewang“ (1910) folgte der Höhepunkt seines Romanwerks, die „Paracelsus“-Trilogie (1917 bis 1926). Der legendenumwobene Arzt, Mystiker und Alchemist personifiziert für den Dichter einen Nationalhelden, vergleichbar mit der Gestalt Fausts. Theophrastus Bombastus von Hohenheim wird in einem großen Bogen, von seiner Kindheit bis zum Tod, als Repräsentant des deutschen Volkes vorgestellt, dem „kein Gipfel so hoch (ist)“, daß sein „wühlendes Wesen nicht ruhelos in alle Tiefen müßte“. Auch in diesem Epos wird Kolbenheyers christentumkritischer Impetus deutlich. Für Wotan hegt er mehr Sympathien als für Christus, den er im „gläsernen Latein“ begraben sieht. Letztlich sind Christentum und Humanismus „deutschfremde“ Erscheinungsweisen. Dieser mythische Roman will in eindringlicher Sprache seinen Protagonisten im Sinn einer „ewigen Gegenwart“ (Josef Nadler) hervorheben, der zukünftigen Geschlechtern vorfühlt, vordenkt, vorarbeitet.

Besonders umstritten ist Kolbenheyers philosophisches Grundlagenwerk „Die Bauhütte“. Darin lehnt er Idealismus und Materialismus gleichermaßen ab. Statt dessen entwirft er einen „metaphysischen Naturalismus“, der aus seiner biologistischen Basis keinen Hehl macht. Ziel der Schrift sei es, so der Verfasser, das „Leben selbst ordnend zu erfassen, seinen Anpassungskampf zu begreifen“. Ein für Kolbenheyer charakteristischer Satz daraus lautet: So erkläre sich auch „das unveräußerliche Lebensrecht einer Gemeinschaft, die aktive Devastation (Vertilgung) des Anpassungsunfähigen zu beschleunigen, wie dies z.B. in der sozialen und gesetzlichen Entrechtung bis zur Vertilgung der verbrecherischen Individualität geschieht“.

Literarisch anspruchsvoll sind Kolbenheyers Dramen und seine Lyrik, die trotz der NS-Verirrungen ihres Verfassers nicht an Wert verlieren. Hier gilt das Wort des katholischen Publizisten Emil Franzel: „Man kann Kolbenheyers Weltanschauung ablehnen, aber in nichts seinen Rang bestreiten.“

Kolbenheyer-Gesellschaft e.V., Graslitzer Straße 30, 82538 Geretsried  www.kolbenheyer.de

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