© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/12 13. April 2012

Auftrag Kampf: Das „Neue Heer“ in Umrissen
Der Weg zur Interventionsarmee
(ob)

Wenn Sprache den Feind lähmen könnte, hätte die Bundeswehr in den Verlautbarungen ihres Führungspersonals eine so kostenneutrale wie fürchterliche Waffe parat. Denn wer unterwürfe sich nicht augenblicklich Wendungen wie „Expertise für Luftbeweglichkeit bündeln“, „prozeßorientiert aufgestellt“ oder: „Das Amt für Heeresentwicklung bündelt die an den Schulen abgebildete Expertise und arbeitet in einer Matrixorganisation gegliedert dem Kommando Heer zu.“ Diese Floskeln entstammen der Präsentation der neuen Heeresstruktur aus der Feder von Oberstleutnant i. G. Gunnar C. Brügner (Bundesministerium für Verteidigung). Die abschreckende Rhetorik verbirgt jedoch eine so einfache wie angesichts der pazifistischen Grundstimmung in der deutschen Öffentlichkeit heikle Aussage: Das „Neue Heer“, das unter der Parole „Auftrag Kampf“ entstehen soll, ist konzipiert für Einsätze „im Rahmen von Stabilisierungsoperationen“ nach dem Modell Afghanistan (Wehrtechnik, 1/2012). Hinter Brügners sprachlicher Nebelwand offenbart sich darum nicht weniger als die sicherheitspolitische Gewißheit, daß das „Neue Heer“ für eine unabsehbare Zahl von Interventionen in „neuen Kriegen“ dienen soll. Heimatschutz ist für die „Zukunftsfähigkeit“ einer auf „luftbewegliche Operationen“ getrimmten Truppe daher nur noch von nachrangiger Bedeutung.

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