© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  17/12 20. April 2012

Koranverteilaktion der Salafisten
Es ist ihr gutes Recht
Moritz Schwarz

Um es vorwegzunehmen, der Skandal ist keineswegs die Verteilung des Koran durch die Salafisten, sondern die Kritik daran. Die ist in etwa so skandalös wie die Drohvideos, die angeblich von salafistischer Seite gegen die Kritiker zeitweilig ins Netz gestellt worden sind.

Kein Zweifel, Salafisten sind gefährlich, aber warum sollen sie nicht den Koran verteilen? Natürlich wollen sie damit Anhänger werben. Es liegt aber nun mal in der Natur von Religionen zu missionieren. Der Rechtsstaat verlangt allein, dies friedlich zu tun – und das tun sie bei dieser Aktion. Also warum die Aufregung?

Die Empörung folgt dem – im „Kampf gegen Rechts“ eingeübten – Muster, sich überhaupt über alles zu erregen, was Extremisten tun und entfernt sich somit selbst vom Rechtsstaat. Der nämlich gebietet nicht – weil er nicht selbst extremistisch sein will –, daß Extremisten nicht existieren dürfen, sondern nur daß sie sich an Regeln zu halten haben.

Und: Zu gerne nur stecken wir Islamisten in die Schublade unseres Extremismus. Tatsächlich aber gehören sie in die Sphäre der Religion: Jede Religion hat ihren Fundamentalismus. Europa hat die Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges gebraucht, um unseren zu zähmen. Jetzt importieren wir per Einwanderung eine Religion, die das nicht getan hat – und damit eben auch deren Fundamentalismus. Sich darüber, statt über die Ursache des Problems aufzuregen, greift also zu kurz.

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