© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  17/12 20. April 2012

Spanien droht Absturz und Flucht unter Euro-Rettungsschirm
Déjà-vu-Szenario
Patrick Eichenberger

Das bornierte Festhalten an der Einheitswährung begünstigt sowohl den Niedergang der Euro-Zone als auch die Verabschiedung vom einstigen strategischen Ziel, Europa zum dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt zu machen. Doch Euro-Bürokraten  und -Politiker halten stur an ihrem Kurs fest, bis die letzte Brandmauer eingestürzt ist. Nach dem Zahlungsausfall von Griechenland und der Flucht Irlands und Portugals unter den Euro-Rettungsschirm folgt angesichts der – trotz EZB-Geldschwemme – auf über sechs Prozent gestiegenen Zinssätze für Staatsanleihen wohl auch Spanien der Chronik eines angekündigten Todes, wie ihn der Reihe nach alle Südländer, aber auch Belgien und Frankreich erleiden könnten.

Dank der Konvergenz der Zinssätze nach der Euro-Einführung profitierte auch Spanien jahrelang vom künstlich geförderten Umstand historisch tiefer Zinssätze. Eine sowohl kredit- als auch fiskalinduzierte Immobilienblase entstand – auch durch Schwarzgelder, welche durch Immobilienkäufe gewaschen wurden, was die Preisspirale und die Spekulation weiter anheizte. Dazu suggerierten EU-Strukturförderprojekte (insgesamt rund 200 Milliarden Euro in 30 Jahren) einen Boom, der sich zusätzlich in überhöhten Löhnen und Lohnstückkosten sowie schließlich in einer Verabschiedung der Wettbewerbsfähigkeit Spaniens niederschlug.

Allein in den vergangenen zwölf Monaten hat Spanien 400.000 weitere Arbeitsplätze verloren. Die Arbeitslosenquote liegt bei 23 Prozent, unter Jugendlichen bei 45 Prozent. Vorerst droht Spanien zu einer wirtschaftlich gelähmten, aber unruhigen Transfer­empfänger-Region zu verkommen, wo Auswanderung ein Ventil ist. Die EU als heterogener Staatenverbund braucht Abwertungsmechanismen für Regionalwährungen, um zu Gleichgewichten und vorübergehenden Wettbewerbsfähigkeiten zurückzufinden. Bürokratie, Zentralismus und die Zementierung von Transferabhängigkeiten sind die falschen Ansätze.

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