© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  17/12 20. April 2012

Aufgeschnappt
Wurstkrieg an den Karawanken
Matthias Bäkermann

Seit den Zeiten des k.u.k.-Reiches kann man sich in Wien, Graz oder Klagenfurt an den Marktständen eine „Krainer“ bestellen, die vorzugsweise mit „Kren“ (Meerrettich) gereicht wird. Der Markenname soll sogar auf Kaiser Franz Josef I. zurückgehen, der auf der Reise durch seine Erblande südlich der Karawanken die ihm dort in einem Gasthof servierte „gewöhnliche Hauswurst“ begeistert mit dem Ausspruch „Das ist eine Krainer Wurst!“ adelte.

Geht es nach dem Willen der EU-Kommission, wird es nach 2013 diese Spezialität in Österreich nicht mehr geben. Ungeachtet der Tatsache, daß die „Krainer“ auf slowenisch „Kranjska klobasa“ heißt, will die slowenische Regierung sich diese Herkunftsbezeichnung der „pasteurisierten Halbdauerwurst aus grob gehacktem Schweinefleisch“ sichern. Nach ihrem „Eintragungsantrag“ haben andere EU-Länder jetzt noch bis Mitte August Zeit, dagegen Einspruch zu erheben. Auch wenn die Grazer Kleine Zeitung den österreichischen Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich am Montag noch mit seiner Drohung in Richtung Brüssel und Laibach zitiert („Wir lassen uns die Krainer nicht verbieten“), werden die Slowenen den „regionalen Herkunftsschutz“ wohl durchsetzen. Einzig die „Käsekrainer“ hat Chancen, dem slowenischen Begehren zu entkommen. Die wurde im steirischen Stainz um 1930 erfunden, da war auch Kaiser Franz Josef I. schon tot.

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