© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/12 04. Mai 2012

Schwindende Hoffnung für offene Immobilienfonds
Verluste unvermeidlich
Marco Meng

Der Immobilienmarkt brodelt. Die US-Firma Cerberus hat für 900 Millionen Euro 22.000 über ganz Deutschland verstreute Wohnungen gekauft – Mietsteigerungen sind vorprogrammiert. Dennoch müssen viele Kleinanleger bangen. Nachdem 13 Immobilienfonds mit einem Volumen von über 30 Milliarden Euro eingefroren werden mußten (acht werden abgewickelt) hat nun auch die Allianz Global Investors den zuletzt noch 170 Millionen Euro schweren Dachfonds Allianz Flexi Immo aus Liquiditätsnöten eingefroren. Zu Monatsbeginn schloß die DWS (Deutsche Bank) ihren Immoflex. Im Mai wird entschieden, ob die offenen Fonds CS Euroreal und SEB Immoinvest wieder aufmachen oder abgewickelt werden.

Offene Immobilienfonds wurden oft als „absolut sichere“ Anlage verkauft – doch die gibt es nicht. Zu einem Entzug der Lizenz oder dem Austausch der Fondsmanager fehlt der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht der Mut. Zwar gilt ab 2013 ein neues Gesetz, wonach Fondsanteile zwei Jahre gehalten werden müssen, aber angesichts der Euro-Krise steigen jetzt viele Großspekulanten aus. Und durch die Schuldenkrise der EU-Staaten ist es für angeschlagene Fonds schwer, Immobilien ohne Verluste loszuschlagen, um frische Liquidität aufzutun. Im von S&P um zwei Stufen von „A“ auf „BBB+“ herabgestuften Spanien bieten Banken Gewerbeimmobilien mit Abschlägen von 49 Prozent auf den einstigen Buchwert an.

Laut dem Bundesverband Investment (BVI) schlossen übrigens Riester-Sparer im vergangenen Jahr knapp 140.000 Fondssparpläne im Gesamtwert von einer Milliarde Euro ab. Damit stieg das in Riester-Fondssparplänen verwaltete Vermögen auf rund 8,3 Milliarden Euro. Wieviel von diesem Spargeld – auch angesichts der Euro-Krise und der drohenden Inflation – am Ende noch dasein wird, ist die große Frage. Das private Rentenversprechen ist jedenfalls nicht sicherer als das von Norbert Blüm.

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