© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/12 04. Mai 2012

Frisch gepresst

Gauck. Albrecht Müller verleiht Bundespräsident Joachim Gauck die Titel: der „Beschöniger“, der „Sowohl-als-auch-“ und „Tina-Präsident“ – „there is no alternative“ (engl.: es gibt keine Alternative). Mit Gauck können vor allem „viele Politiker glücklich sein“. Müller sorgt sich jedoch um die Bürger. Wird der Ex-Pastor auch deren Präsidenten verkörpern? „Unsere politische Elite möchte, daß Gauck den Menschen vermittelt, daß es insgesamt gut steht in unserem Land, daß die politisch Handelnden im großen und ganzen alles richtig machen.“ Und so klänge Gaucks Botschaft – ganz im Gegensatz zu Stéphane Hessels Streitschrift – auch wie ein lautes „Empört euch nicht!“ Müller stellt Gauck in Frage. Er analysiert Zitate des Bürgerrechtlers und rückt ihn dabei auch in ein schlechtes Licht. Die Grünen sieht er bereits als die größten Profiteure Gaucks und den Präsidenten als Wegbereiter für eine schwarz-grüne Regierung. Gauck, „der falsche Präsident“? Dabei verrät Müller auch, „wie er doch noch der richtige werden kann“. (af)

Albrecht Müller: Der falsche Präsident. Westend Verlag, Frankfurt am Main 2012, broschürt, 64 Seiten, 5,99 Euro

 

Königsberg 1945. Über die Kriegsereignisse in Ostpreußen hat Heinz Schön, Überlebender des Untergangs der „Wilhelm Gustloff“, schon häufiger geschrieben. Daher erwarten den Leser seines jüngsten Werkes über die „Königsberger Schicksalsjahre“ von 1944 bis 1948 keine Neuigkeiten, sondern eine wiederum mit ausführlichen Erinnerungen von Zeitzeugen gut abgestützte Dokumentation. Sie stemmt sich gegen das bundesrepublikanische „Meer des Vergessens“, in dem die 100.000 Toten zu versinken drohen, die britische Bomber, die mordende Rote Armee und die von Stalins „Organen“ exekutierte Aushungerung im „Kaliningrader Gebiet“ bis 1948 hinterließen. Zur Ermittlung des von Schön nicht gering veranschlagten Schuldanteils des NS-Gauleiters Erich Koch wird leider nicht Ralf Meindls Biographie (2007) herangezogen. Unberücksichtigt bleibt auch der „ostpreußische Holocaust“, der im Winter 1945 am Strand von Palmnicken stattfand und auf den Martin Bergau, Andreas Kossert, Arno Surminski, Zeit & Spiegel, gern rekurrieren, wenn es darum geht, die deutschen Opfer von Krieg, Flucht und Vertreibung zu „relativieren“. (dg)

Heinz Schön: Königsberger Schicksalsjahre. Der Untergang der Hauptstadt Ostpreußens 1944–1948. Arndt Verlag, Kiel 2012, 318 Seiten, Abbildungen, 25,95 Euro

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