© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  20/12 11. Mai 2012

Griechen wählen Spardiktat ab – und damit auch den Euro
Zurück zur Drachme
Jörg Fischer

Die Griechen hatten die Wahl – und sie haben sich klar entschieden: Etwa zwei Drittel sagten nein zum Spardiktat von EU und Währungsfonds IWF. Die Parteien der Notstandsregierung (Nea Dimokratia/ND, Sozialisten/Pasok) kamen zusammen nur noch auf 32,1 Prozent. Eigentlich hätten die Kritiker der Sparpolitik eine satte Mehrheit, aber der Volkswille wird durch das Wahlrecht verzerrt: Die stärkste Partei ND erhält 50 Zusatzmandate in der 300 Sitze umfassenden Volksvertretung. Doch selbst dieser Bonus reicht nur für 149 Abgeordnete. Daß die drei Linksparteien nun mit den beiden rechten (ähnlich wie 2006 in der Slowakei) eine stabile Regierung bilden, ist kaum zu erwarten. Mögliche Neuwahlen dürften nu‚r wenig ändern.

Deutschland und die anderen Nettozahler der Euro-Zone sollten jetzt das griechische Volk beim Wort nehmen und auf einen Ausschluß aus der unglückseligen Währungsunion drängen. Das wäre unterm Strich besser für alle – denn nur mit einem kompletten Schuldenschnitt und der Rückkehr zu einer an die griechischen Traditionen angepaßten Währung, also einer „Neuen Drachme“, kann Griechenland wieder auf die Beine kommen. Nicht allein das südliche „Laissez-faire“ hat die griechische Wirtschaft ruiniert, sondern vor allem der unpassende Euro. Das kleine Wirtschaftswunder beim Nachbarn Türkei ist Beweis dafür – es ist nicht zuletzt der eigenen türkischen Lira zu verdanken.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen