© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/12 18. Mai 2012

Lockerungsübungen
Beistand für die Jugend
Karl Heinzen

Junge Menschen in Deutschland sollen mehr Chancen, wozu auch immer, erhalten. Darin sind sich alle im Bundestag vertretenen Parteien einig. Dieses Ziel, und auch hier stößt man auf fraktionsübergreifenden Konsens, läßt sich jedoch nur erreichen, wenn die „Jugend“ endlich im Zentrum eines eigenständigen Politikfeldes steht. Hierüber wird zwar bereits seit 25 Jahren debattiert. Immer noch müssen es aber Kinder und Jugendliche, ohne daß es ihnen allerdings jemals bewußt geworden wäre, ertragen, von den Berufspolitikern in einen Topf geworfen zu werden.

Der Stillstand scheint nun endlich überwunden zu werden. Union und FDP haben sich im Familienausschuß des Bundestages durchgesetzt und einen Antrag verabschiedet, der der Jugend die ihr gebührende parlamentarische Würdigung bescheren soll. Mag auch manches an dieser Beschlußvorlage noch unvollkommen anmuten, besticht sie gleichwohl durch tiefe Einsichten. So stellt das Dokument ohne wenn und aber fest, daß die heutigen Jugendlichen die Gesellschaft von morgen bilden. Digitale Medien bestimmen zunehmend die Art, wie sie mit ihren Freunden und der Außenwelt in Kontakt treten. Der gesellschaftliche, technische und wirtschaftliche Wandel stellt sie allerdings auch vermehrt vor Entscheidungen und neue Herausforderungen. Die Jugendphase verdient daher eine eigenständige Betrachtung, ohne den Kontext zu vorhergehenden und späteren Lebensphasen aus dem Blick zu verlieren. Selbstverständlich kann eine moderne Jugendpolitik an den nationalen Grenzen keinen Halt machen. Sie sollte zudem in ganzheitlicher Betrachtung ein gemeinsames Thema aller Ressorts der Bundesregierung sein.

Wie immer, wenn in Staat und Gesellschaft plötzlich der Mensch im Mittelpunkt steht, gibt auch hier die Ökonomie den gesellschaftspolitischen Traumbildern die Richtung vor. Kinder kann man zwar konditionieren und hinsichtlich ihrer Berufsperspektiven selektieren. Jugendliche stehen jedoch bereits an der Schwelle zu ihrer späteren wirtschaftlichen Verwertung. Sie entscheiden über den Lebensentwurf, dem sie fortan folgen. Hier muß man ihnen mit einer eigenständigen Jugendpolitik zur Seite stehen, damit sie der Gesellschaft nicht zur Last fallen, sondern volkswirtschaftlichen Nutzen stiften.

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