© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/12 18. Mai 2012

Umwelt
Aufprall verschoben
Volker Kempf

Die Studie über „Die Grenzen des Wachstums“ ging vor 40 Jahren der Frage nach, was auf Erden geschehen würde, wenn unter den bestehenden Bedingungen ungebremst weitergewirtschaftet werde wie bisher. Das war ein Modell von didaktischem Wert für allzu fortschrittsoptimistische Zeiten, aber kein präzises Szenario. Kritikern war das willkommen. Doch zu leicht sollte man es sich mit der Sache nicht machen. Der aktuelle Bericht mit dem Titel „2052“ macht deutlich, daß sich die Bedingungen zwar verändert haben, etwa durch Alternativenergien oder Ressourcenfunde. Die Wirtschaft werde in vier Jahrzehnten „nur“ um den Faktor 2,2 wachsen, „langsamer als erwartet“. Die Weltbevölkerung wachse bis 2014 nur auf 8,1 Milliarden an. Aber ein doppeltes Weltwirtschaftsprodukt und eine Milliarde Menschen mehr als heute machen ein friedliches Zusammenleben auf der Erde nicht leichter.

Eine Bedingung kommt noch erschwerend hinzu, die der Club of Rome 1972 noch nicht klar einschätzen konnte: Durch den vermehrten Ausstoß von Treibhausgasen wird das Klima verändert, Wetterextreme sind die Folge. Mehr Menschen, mehr Wirtschaftswachstum, mehr Wetterextreme und weniger Ressourcen – je auswegloser die Lage ist, desto größer ist auch das Bedürfnis nach Hoffnung und Selbstbetrug. Aber der norwegische Studienmitautor Jørgen Randers, der 1972 schon an der ersten Ausgabe der „Limits to Growth“ mitgearbeitet hatte, gibt sich zurückhaltend. Die Menschheit werde sich nicht schnell genug ändern. Darauf hat auch eindringlich Dennis L. Meadows, der prominenteste Mitautor immer wieder hingewiesen. Die Grenzen des Wachstums lassen sich eben nicht unendlich verschieben, der Aufprall läßt sich höchstens abschwächen.

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