© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/12 18. Mai 2012

Haltungsnote
Irischer Spaßvogel
Christian Schwiesselmann

Manche halten die Iren für ein Volk Guinness schlürfender Feuerköpfe – mit Gespür fürs big business. Das mag generell ein übles „nationales Stereotyp“ sein, im Einzelfall trifft es durchaus zu. So keilte der Chef der irischen Fluggesellschaft Ryanair, Michael O’Leary, kürzlich mächtig gegen die EU-Kommission, die prüfen läßt, ob der Kleinflughafen Weeze unrechtmäßig europäische Beihilfen kassiert hat: Die EU-Kommission bestünde aus einem wilden „Haufen Kommunisten“, die neuen Beihilferegeln seien offensichtlich in Nordkorea entwickelt worden, sagte O’Leary laut RP Online beim Besuch des Weezer Flughafens.

Der umtriebige Manager, der 1988 als persönlicher Berater des Firmengründers Tony Ryan ins Unternehmen eintrat, machte Ryanair zur größten Billigfluggesellschaft Europas. Sein Geschäftsmodell: Er spart die teuren Lizenzgebühren der Großflughäfen und steuert stattdessen kleine, aber vom Steuerzahler bestens aufgepäppelte Kleinflughäfen wie Frankfurt-Hahn, Lübeck und Weeze in der Nähe von Ballungszentren an. Diese gewähren O’Leary lukrative Rabatte: „Es ist wie im Supermarkt“, erklärt es der 1961 in Mullingar geborene Bauernsohn: „Der große Supermarkt kauft viel Milch und Brot ein und bekommt es aufgrund der Masse günstiger als der kleine Laden um die Ecke.“ O’Leary gilt als enfant terrible der Branche, 2003 fuhr er mit einem Weltkriegspanzer vor dem Hauptsitz seines ärgsten Konkurrenten EasyJet vor, um das Volk von dessen angeblichen überzogenen Preisen zu „befreien“. Mit dem Schalk im Nacken führt er die Brüsseler „Kommunisten“ an der Nase herum. Lassen sie den Inhalt ihrer Subventionsgießkanne auf einer anderen Kleinstadtpiste versickern, dann setzt einfach Ryanair anderswo zur Landung an. So ist das eben im Staatsmonopolkapitalismus.

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