© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  22/12 25. Mai 2012

Führungsstreit in der Linkspartei
Gescheitert an sich selbst
Paul Leonhard

Reformer“ oder „Radikaler“ heißt zur Zeit die Gretchenfrage. Die Linkspartei ist eine Woche vor ihrem Bundesparteitag tief gespalten. Sie besitzt keine mehrheitlich akzeptierten Führungskräfte, die sie einen könnten. Dabei spielt keine Rolle, wer sich von den gehandelten Personen letztlich durchsetzen wird, nachdem der frühere Parteivorsitzende Oskar Lafontaine nach allem öffentlichen Hin und Her seine Kandidatur nun doch zurückgezogen hat.

Die aus marxistischen Sektierern (West) und Altkadern (Ost) gegründete Linkspartei ist auch nach fünf Jahren kaum handlungsfähig. Und es darf bezweifelt werden, daß sie es je wird. Zu widersprüchlich ist dieses Sammelbecken aller möglichen politischen Gruppierungen, zu groß die Freude an boshaften Debatten und der Demontage der eigenen Leute.

Wie fremd sich die Genossen sind, geht aus den unzähligen Medienäußerungen ihrer Funktionäre in den vergangenen Wochen hervor. Mit sich selbst beschäftigt, verliert die Linkspartei auch in der Wählergunst. Zumal die von der CDU immer weiter nach links gedrängte SPD, aber auch Grüne und Piraten Linkspartei-Positionen besetzen. Wofür sie steht? Der Wähler weiß es nicht. Um endgültig zu scheitern, benötigt das Projekt „Die Linke“ nicht einmal einen politischen Gegner. Diese Partei zerlegt sich auf Bundesebene selbst.

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