© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  22/12 25. Mai 2012

Mit bloßer Freundschaft ist es nicht getan
Datenschutz: Internetnutzer verklagen Facebook wegen vermeintlicher Verletzung ihrer Privatsphäre auf 15 Milliarden Dollar
Richard Stoltz

Jetzt bekommt die Sache endlich Format: Glatte 15 Milliarden Dollar verlangt eine Ex-Kundengemeinschaft von Facebook, nachdem dieses „Soziale Netzwerk“ Ende voriger Woche an die Börse gegangen war und dafür etwa 17 Milliarden kassierte. Der Kurs der neuen Aktie spielt seitdem verrückt, die Tendenz weist eher nach unten. Die Mienen von Mark Zuckerberg und die seiner Investoren haben sich sichtlich verdüstert.

Vorausgegangen war der Affäre die „Causa Maximilian Schrems“ (siehe Seite 3 dieser Ausgabe). Der Salzburger Jurastudent (24) hatte vor einiger Zeit seine Mitgliedschaft bei Facebook gekündigt, seine sämtlichen dort eingetragenen Dateien zurückgefordert – und sie nach einigen juristischen Abmahnungen tatsächlich auch zurückbekommen, ein Konvolut von 1.200 Din-A4-Seiten. Damit war die Sache für ihn erledigt. Geld forderte er nicht.

Ganz anders jetzt die Kläger-Gemeinschaft in den USA. Sie beauftragte eine gewiefte, auf Sammelklagen aller Art spezialisierte Anwaltskanzlei, die beim zuständigen Gericht im kalifornischen San José umgehend ihre gigantische Beschwerdeschrift einreichte. Die Leute wissen eben, daß keine Datei im Netz je ganz gelöscht werden kann. Etwas bleibt immer, und irgendwann wird man damit auch irgendwelche Geschäfte machen können. Dazu ist die Firma schließlich da! Die Sammelkläger verlangen von Zuckerberg also keine Entschädigung für Datenmißbrauch, kein „Schmerzensgeld“ oder dergleichen, sondern sie verlangen schlicht und einfach Geschäftsbeteiligung. Warum sollen denn immer nur die Datenverwender und Datenweiterreicher (ob sie nun mißbrauchen oder nur einfach brauchen) profitieren, warum nicht auch einmal die Datenlieferanten? Mit bloßer „Freundschaft“ ist es auch bei denen nicht getan, auch sie wollen endlich Penunzen sehen.

Satte 17 Milliarden Dollar beim Börsengang für Zuckerberg & Co., 15 Milliarden davon für die „Freunde“, sprich: die Datenlieferanten. Für solche Summen läßt man sich gern mißbrauchen.

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