© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/12 01. Juni 2012

Seehofer fordert Entschädigung für Vertriebene
Das Leid anerkennen
Rudi Pawelka

Von Zwangsarbeit betroffen, waren nach dem Krieg etwa 1,3 Millionen Deutsche in der UdSSR und jeweils Hunderttausende in polnischen, tschechischen und jugoslawischen Lagern. Der polnische Historiker Witold Stankowski spricht allein von Zehntausenden Kindern in Polen. Vorstöße für eine Entschädigung führten 2003 zu einem Antrag der CDU/CSU im Bundestag, der Ende 2004 durch die rot-grüne Mehrheit abgelehnt wurde. In der großen Koalition blockierte die SPD das Anliegen. Enttäuschend waren auch die Haltungen der drei Innenminister der Union seit 2005, die mit Argumenten der SPD eine Entschädigung ablehnten. Inzwischen gab es positive Signale aus der Koalition. Bedenken der Kanzlerin stoppten das Projekt vorerst.

Das Thema zeigt erneut, daß unpopuläre Anliegen wenig Beachtung finden. Eben nicht allein Gerechtigkeit und Moral bestimmen politisches Handeln. Für das Leid der DDR-Heimkinder wurde eine pauschale Entschädigung gerade beschlossen. Warum gibt es keine Anerkennung für das noch größere Leid deutscher Zwangsarbeiterkinder, von denen viele Tausende diese Tortur nicht überlebt haben? Den Überlebenden eine Anerkennung zu gewähren, bedeutet auch, die Würde aller herzustellen.

 

Rudi Pawelka ist Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien und Sprecher des Arbeitskreises Deutscher Zwangsarbeiter (AKDZ).

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