© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/12 08. Juni 2012

Leserbriefe

Zu: „‘Sie glauben, Sie sind dann tot? Irrtum’“, im Gespräch mit David Evans, JF 23/12

Verantwortungsloser Aufruf

Es ist und wird auch weiterhin eine kontroverse Diskussion über den Hirntod geben. Organspende setzt diesen voraus. Die Aufforderung von Dr. David Evans an Moritz Schwarz, seinen Organspenderausweis wegzuwerfen, ist allerdings verwerflich bis verantwortungslos. Dieser Kontroverse um den Hirntod begegnet man am besten mit der Übereinkunft, daß nur der schwerstkranke Erwachsene ein Spenderorgan bekommen kann, der noch vor seiner Erkrankung einen Spenderausweis unterschrieben hat. Sollten tatsächlich einmal mehr Organe zur Verfügung stehen und alle Besitzer eines Spendenausweises versorgt sein, könnten ja auch andere davon profitieren. Die heute geübte Praxis, daß jemand sein Leben lang – bis zu seiner Erkrankung – ein Gegner der Organspende sein kann und dann gleichberechtigt auf die Organempfängerliste kommt, ist zutiefst ungerecht.

Dr. med. Wulf Rothenbächer, Rheda-Wiedenbrück

 

 

Zu: „Posaune für Zeitungsphrasen“ von Andreas Wild, JF 23/12

Beispiellose Berufsmoralisten

Der griechische Brandstifter Herostratos war ruhmsüchtig und hat deshalb das Artemision in Ephesos angezündet. Der deutsche Günter Grass schreibt aus demselben Grund politische Brandbriefe. Die Poetik des „Gedichts“ ist hundsmiserabel, der Inhalt zeigt mangelnde Geschichtsbildung, die seine Kriegskarriere nicht wettmachen kann.

Audere est facere! Grass und andere liberale Troubadoure des Zeitgeistes sind reiche Leute. Statt die rostige Versifex-Feder unbeholfen zu bemühen, sollten sie Griechenland materiell helfen, indem sie die griechichen Papiere einkaufen und als Wertobjekt (pretium affectionis!) bewahren. Die Berufsmoralisten sollten mit gutem Beispiel vorangehen.

Dr. Anton Kucera, Taunusstein

 

 

Zu: „Letzte Warnung“ von Michael Paulwitz, JF 22/12

Die Täter sitzen in der Regierung

Das Kürzel ESM könnte für Europäisches Staats-Monopol stehen. Unfaßbar, daß so ein Vertrag dem deutschen Parlament überhaupt vorgelegt wird! Verantwortlich dafür ist vor allem Herr Schäuble, der seinen Ministereid verletzt hat wie keiner vor ihm. Er hatte geschworen, Schaden vom deutschen Volke abzuwenden und das Grundgesetz zu wahren und zu verteidigen. Nicht kleine Gruppen von Rechts- oder Linksradikalen gefährden die freiheitlich-demokratische Grundordnung. Die Täter sitzen in der Regierung und in den Fraktionsführungen. Vergleichbar ist dies alles nur mit dem berüchtigten Ermächtigungsgesetz, dessen Zustandekommen für die nachfolgenden Generationen bis heute unverständlich ist.

Dr. Edgar Umlauf, Garching

 

Die Gerichte sollten richten

Ich bin erschüttert über die Zusammenfassung des ESM-Vertrages. Ich hoffe, daß das Bundesverfassungsgericht diesen Vertrag stoppt, wenn er vom Parlament verabschiedet werden sollte. Eine Regierung, die so einen Vertrag vorlegt, gehört ins Gefängnis. Schließlich hat jeder Regierungsvertreter einen Eid geleistet, zum Wohl des deutschen Volkes zu handeln. Die deutschen Gerichte sollten ihrer Verantwortung auch gegenüber Parlamentariern gerecht werden.

Dr. Ulrich Röhr, Hamburg

 

Ins Nichts mit Ihnen!

Die gewaltigen Summen der sogenannten Euro-Rettung, sprich: Bankenrettung, werden auch unsere Kinder, Enkelkinder und Ur-Enkelkinder belasten, und ein Ende der Zahlungen ist nicht in Sicht. Wir lebten etwa 40 Jahre unter polnischen Kommunisten, am Ende landeten diese im politischen Nichts, weil sie die ökonomischen Gesetze mißachteten. Die deutsche Regierung achtet in ihrem Eurozirkus auch nicht auf die ökonomischen Gesetze. Sie wird wie die polnischen Kommunisten im Nichts enden!

Withold Julius Tyc & Genoveve Kalisch-Tyc, Idstein

 

 

Zu: „Ja, sie lebt noch, sie lebt noch!“ von Thorsten Hinz, JF 22/12

„Deutsche Seele“ ist eine Großtat

In den Jubelruf ist einzustimmen: Die deutsche Seele und Identität ist trotz aller Versuche, diese abzulegen oder zu zerstören, im Kern erhalten geblieben. Merke: Mentalität und Herkunft lassen sich zwar verleugnen und unterdrücken, aber nicht abschaffen. Dank seiner Autoren ist „Die deutsche Seele“ zwar auch ein literarisches Ereignis. Aber mit vielen politischen Stichwörtern und als sehr erfolgreiches Buch ist es mehr noch ein Politikum, eine Großtat. Während Thea Dorn sich bei allem Gedankenreichtum oft zeitgeistkonformer Worthülschen und Denkfiguren bedient, ist Richard Wagner origineller, tiefer schürfend. So etwa seine auch von Alain Minc vertretene These, daß mit der Vereinigung von 1990 Deutschland wieder an seine längsten Traditionen, nämlich die des alten Reiches bis 1806 und an den Mitteleuropahorizont anknüpft. Es ist also erneut bei seinem eigentlichen Selbst angekommen. Auch wenn Wagner für die politische Westbindung plädiert, sollten seine Denkanstöße und Perspektiven gerade unter Rechtsintellektuellen und Patrioten für Bewegung sorgen!

Außerdem knüpft Wagner an den deutschen Idealismus an, wenn er konstatiert, daß nicht der politische Status quo, sondern die kulturelle Zugehörigkeit und der Wille zum Trotzdem und zur Vision entscheidend sind. So sind für ihn Sachsen und Thüringen nicht Ostdeutschland, sondern die Mitte, während der deutsche Osten heute in Polen und in Königsberg liege. Letztlich bestätigt das Autorenpaar das Wagnersche Statement, daß „unser kulturelles Antlitz nicht zur Fratze zu machen war“. Summa summarum wird sich das Werk als ein Meilenstein deutscher Selbstfindung und vielleicht deutscher Befreiung erweisen, nicht zuletzt, weil hier Verlorene wieder Anschluß finden können. Ganz nach Hölderlin: Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch!

Rudolf Kraffzick, Hainau

 

 

Zu: „Beschämter Buchhändler“ von Christian Schwießelmann, JF 22/12

Sozialistische Desktruktion

Die Beschreibung des EU-Parlamentspräsidenten Martin Schulz (SPD) greift zu kurz mit der Feststellung, die Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa habe etwas mit staatlichem Dirigismus, wirtschaftlicher Entgrenzung und egalitärer Umverteilungsphantasie zu tun. Denn das ist die praktizierte sozialistische Destruktion im Geiste des Karl Marx: „Die Expropriation (Enteignung) der unmittelbaren Produzenten wird mit schonungslosestem Vandalismus und unter dem Trieb der infamsten, schmutzigsten, kleinlichst gehässigen Leidenschaft vollbracht“ (A. Künzli: Karl Marx – Eine Psychographie. Wien 1966, S. 614). Ergänzend dazu postulierte Karl Marx, daß die Familie theoretisch und praktisch vernichtet werden müsse! Nachdem diese Destruktionsideologie unsere Universitäten zur Bildung von „Palaverintelligenz“ denaturierte und die produktive Leistungselite eliminierte, plädieren die Umverteiler und Sozialbetreuer für „gutausgebildete Zuwanderer“ in unser Hochtechnologieland, die vorzugsweise unser soziales Netz bevölkern und der classe politique assistierend die Intentionen dieser Politik der Betreuungsbürokraten perpetuieren. Aus diesem Niedergangstrend prognostiziert der Volkswirt Hans-Hermann Hoppe das Ende des sozialdemokratischen Zeitalters.

Hans Kopatsch, Mossautal

 

 

Zu: „Der Protest bleibt verborgen“ von Dieter Stein, JF 21/12

Wieder mit Faust in der Tasche

Wir sind seit langer Zeit wieder da angekommen, wo wir schon einmal waren: Mund halten und Faust in der Tasche ballen. Dafür hat sich Bundespräsident Gauck im Namen des Volkes schon kräftig ins Zeug gelegt. Die Schulkultur stirbt bei uns nicht aus. Sie ist uns wohl für immer in die Wiege gelegt.

Margot Mahner, Bremen

 

 

Zu: „Gaucks Irrtum“ von Klaus Hornung, JF 21/12

68 bestimmt das Bewußtsein

Es setzt immer wieder in Erstaunen, mit welchem Erfolg das Bewußtsein der Deutschen in der Adenauer-Ära umgeschrieben und – so zur Schuldfrage – zu einer unterbliebenen „Vergangenheitsbewältigung“ umgemünzt werden kann. Dankenswerterweise ruft Hornung Namen und Werke in Erinnerung, die in den ersten beiden Jahrzehnten nach dem Kriege mit der Hitler-Zeit abgerechnet und breite Zustimmung erhalten haben.

Friedrich-Wilhelm Siebeke, Mettmann

 

 

Zu: „Bekenntnisse mit Beigeschmack“ von Karlheinz Weißmann, JF 21/12

Wider Neues und Altes Testament

Die Erklärung der EKD zum Rechtsextremismus will die „Kollektivschuld der Deutschen“ bis in alle Ewigkeit festschreiben. Nicht nur das Neue Testament kennt keine Kollektivschuld, schon im Alten Testament heißt es: „Ein Sohn soll nicht die Schuld seines Vaters tragen und ein Vater nicht die Schuld seines Sohnes. Die Gerechtigkeit kommt nur dem Gerechten zugute, und die Schuld lastet nur auf dem Schuldigen.“ Den Herren und Herrinnen der EKD sei die weitere Bibellektüre über Schuld und Gerechtigkeit (Buch Ezechiel, Kapitel 18, 1-32) ans Herz gelegt.

Monika Reisel, Kaiserslautern

 

 

Zu: „Weibliche Komponente – Frauen als Elitesoldaten der Bundeswehr?“ von Dieter Farwick, JF 21/12

Gender KSK – das falsche Gefecht

General a.D. Farwick ist ein Fachmann für delikate Einsätze unter widrigsten Bedingungen; da kann ich nicht mitreden – in den Fähigkeiten einer Frau wohl. Bei der Niederkunft wird eine Frau nicht selten zu einer Löwin, was sie in veränderter Situation auch werden kann, wenn sie ihre Kinder in Gefahr wähnt. Auf dem Schlachtfeld – als nichts anderes läßt sich der Augenblick des Kampfes bezeichnen – ist eine Frau überfordert. Die körperlichen und psychischen Fähigkeiten reichen in der Regel nicht aus, Hunger, Durst, schwere körperliche Belastung und Todeserfahrung mehrfach zu ertragen. Nachweislich sind die Armeen des angelsächsischen Sprachraumes oder Israels mit dem Einsatz von Frauen im Kampf gescheitert. Darüber hinaus können wir alle nicht anders, als Kindern und Frauen, selbst von der gegnerischen Seite, zu helfen. Frauen und Kinder gehören nicht auf das Feld der Ehre, denn sie sind unsere Zukunft.

Dr. med. Thomas Fix, Lübbecke

 

 

Zur Meldung: „Kirche ruft zum ‘Kampf gegen Rechts’ auf“, JF 20/12

Verkündigungsauftrag verspielt

Es ist würdelos, daß sich ein Volk gegenseitig das Dasein vergiftet. Und was tut die Kirche? Sie macht das Maß voll, indem sie hemmungslos öffentlich zum Kampf gegen Mitmenschen aufruft. Dadurch wird sie in ihrem eigentlichen Verkündigungsauftrag zur Nächstenliebe unglaubwürdig.

Was würde Luther heute zu diesem Zustand sagen? Wohl nicht das, was Frau Käßmann meint. Luther war ein Mann, er würde mit der Faust auf den Tisch hauen und sich – wie vor dem Reichstag in Worms – zu seiner Überzeugung öffentlich bekennen. Wo ist heute so ein Kirchenmann zu finden?

In der Bibel heißt es, die Gottlosen sollten umkehren, daß sie nicht dem Satan verfallen. Tief besorgt rufe ich der EKD zu: Besinnt euch und trachtet nach einem friedlichen Miteinander! Sonst läutet wohl bald die letzte Glocke vom Kirchturm zum Brudermord. Meine einstige Freude, am Gottesdienst teilzunehmen, ist aufgrund der Zeitgeisgthörigkeit der Kirche schon lange zerstört.

Gertrud Bell, Neunkirchen

 

Nazistische Sippenhaft

Nachgeborenen Generationen Schuld für NS-Verbrechen aufzubürden, bedeutet nazistische Sippenhaft und heißt, christliche Vergebung persönlicher Schuld, also das Proprium der christlichen Kirchen, jenem „eifrigen“ Gott der Thora zu opfern, „der da heimsucht der Väter Missetat an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied“. Nachdenkliche Juden wie Alfred Grosser und Avi Primor schütteln nur mitleidig den Kopf ob der verordneten Bußfertigkeit. Gerade die EKD möge bedenken, daß äußerer Anlaß für Luthers Aufbegehren das Geschäft der Papstkirche mit der Schuld war.

Was will ein Pfarrer einem heutigen Konfirmanden zu dessen „immer neu zu erkennender Schuld“ am NS-Regime sagen? Der Konfirmand mag antworten: „Ihr vielen Alten hinterlaßt uns wenigen Jungen schon genügend Umweltlasten und Staatsschulden; da brauchen wir nicht noch eure Bußfertigkeit auf unsere Kosten.“ Solches Selbstbewußtsein wünsche ich den Jungen – und ich wünsche ihnen eine EKD, die diese Freiheit eines Christenmenschen aus ihrem religiösen Fundus fördert. Dann wäre die EKD – Staatskirche, die sie immer noch ist – wirklich und weitsichtig staatstragend, anders als die überwiegend kinderlose Politkaste. Und es wäre ein Beitrag zu einer Nächstenliebe, die nicht nur den „Fremdlingen“, sondern auch den eigenen Kindern gälte.

Dr. Kuno Hinrichs, Fürth

 

 

Zu: „Weltmeister der Hypermoral“ von Thorsten Hinz, JF 20/12

Wie in den Ostmedien vor 1989

Den Beiträgen von Thorsten Hinz stimme ich zumeist zu. Dieser aber, zur Affäre Julia Timoschenko, erinnert beklemmend an den Stil der Ostmedien vor 1989. Er entspricht meines Erachtens nicht dem Stil, den man von der JF gewohnt ist.

Den deutschsprachigen Medien konnte man hinreichend entnehmen, daß es sich bei dem Prozeß gegen Frau Timoschenko um Politjustiz gehandelt hatte, was vom Autor auch eingeräumt wird. Daß er dennoch zu dem Schluß kommt, der Strafvollzug sei rechts- und regelkonform, ist nicht verständlich.

Eduard Strauch, Wien

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