© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/12 15. Juni 2012
Fußball sorgt für Sicherheit Zandarmeria Wojskowa“ (Militärpolizei) steht auf den signalgelben Westen. Zwar tragen die Soldaten darunter Tarnuniformen, aber die roten Barette sind ebenso unübersehbar wie die energischen Handbewegungen: „Rechts heranfahren und anhalten.“ Hinter den deutsch-polnischen Grenzübergängen an Oder und Neiße hat die Militärpolizei das Sagen. Freundlich, aber bestimmt werden seit Beginn der Fußballeuropameisterschaft in Polen und der Ukraine die Reisenden und insbesondere die Fahrzeugdokumente überprüft. Und die Bevölkerung im Grenzgebiet atmet auf. Für vier Wochen ist das Schengener Abkommen außer Kraft gesetzt. Die Behörden nutzen die Ausnahmeregelung, um gegen Kriminelle jeglicher Couleur vorzugehen. Polens Innenminister, Jacek Cichocki, hat 250 Kontrollpunkte an den Außengrenzen geplant, 43 davon an der Grenze zur Bundesrepublik. Um die deutsche Öffentlichkeit darauf einzustimmen, hatte Andrzej Torbicz, Leiter der zuständigen Dienststelle des polnischen Grenzschutzes, bereits am 8. Juni Medienvertreter an den ehemaligen Autobahnübergang Görlitz/Jedrzychowice im sächsisch-schlesischen Grenzgebiet gebeten. Hier verbindet die Bundesautobahn vier Dresden mit der schlesischen Metropole Breslau. Obwohl stündlich bis zu 20 Autofahrer an diesem Tag an den Straßenrand fahren mußten, verzeichnete die Polizei kaum Unmut über die Kontrollen. Im Gegenteil: Die meisten Kraftfahrer loben die Außerkraftsetzung des Schengener Abkommens und die höhere Sicherheit. Selbst jener russische Fußballfan, der seine auf dem Dach angebrachte zwei mal einen Meter große Nationalflagge abbauen mußte, protestierte nicht. Schließlich erging es ihm besser als einem Landsmann, der seinen BMW stehen lassen mußte: Das Luxusfahrzeug stand auf der Fahndungsliste. Derartige Erfolge sind mittlerweile Alltag in der immer engeren Verzahnung der europäischen Polizei und der erlaubten Vorfeldkontrollen. Die zeitweise Aufhebung des Schengener Abkommens nutzt der Bevölkerung im Grenzgebiet. Denn mit den Kontrollen ist der Transport von Diebesgut über die sonst unbewachten Oder- und Neißebrücken sofort zurückgegangen. Die Kriminellen warten unterdessen auf die Zeit nach der Europameisterschaft. |