© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/12 15. Juni 2012

Netzwerk der Macht
Jürgen Trittin auf dem Bilderberg-Treffen
Thorsten Hinz

So ganz hat der einstmals aus dem Kommunistischen Bund entstammende Grünen-Spitzenpolitiker Jürgen Trittin (57) die Gepflogenheiten der transatlantischen Netzwerke noch nicht verinnerlicht, doch durfte er beim Jahrestreffen der Bilderberger in Washington schon mal dabei sein. Zu dumm nur, daß er seiner Eitelkeit und der Versuchung nicht widerstehen konnte, das Gehörte sofort in innenpolitisches Kleingeld zu verwandeln.

Entgegen einer geltenden Verschwiegenheitspflicht twitterte der Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Bundestag aus der Bilderberg-Tagung heraus, daß die Versammlung das Zögern der Kanzlerin, einer von Deutschland garantierten Schuldenunion in Europa zuzustimmen, für falsch und gegen die europäische „Integration“ gerichtet halte. Trittin reiste übrigens im Gefolge des Zeit-Redakteurs Mat-thias Naß an, eines eingefleischten Eurokraten-Claqueurs.

Kaum eine Veranstaltung ist weltweit derart geheimnisumwittert wie das Bilderberg-Treffen. Es fand erstmals Ende Mai 1954 im holländischen Oosterbeek, im Hotel Bilderberg, statt. Der lose organisierte Bilderberg-Club geht auf ein Netzwerk zurück, das sich im Kalten Krieg die Einigung Westeuropas auf die Fahnen schrieb und aus den USA finanziert wurde. Prinz Bernhard der Niederlande war der erste Vorsitzende. Sekretariate befinden sich im holländischen Leiden und in New York.

Seitdem versammeln sich alljährlich rund 130 einflußreiche Politiker, Finanz- und Wirtschaftsleute, Aristokraten, Militärs und Journalisten aus Nordamerika und Europa an wechselnden Orten. Verschwiegenheit ist Pflicht, es werden keine Protokolle und Schlußerklärungen veröffentlicht. Es werden globale Entwicklungen besprochen und angestoßen.

An der Liste der nichtständigen Geladenen kann man ablesen, wem Einfluß und Führungskraft zugetraut wird. Trittin möchte in einer rot-grünen Bundesregierung bekanntlich Finanzminister werden. Seine Äußerungen zeigen, daß er keine Hemmungen hat, das deutsche Volksvermögen auf den Roulette-Tisch der internationalen Finanzoligarchie zu werfen.

Die Nachrichten über Bilderberg und den umtriebigen Grünen-Politiker haben in der deutschen Presse ein ungewohntes Echo gefunden, was als Hinweis auf die herrschende Nervosität verstanden werden kann. Die Grünen bilden den globalistischen, antinationalen Stoßtrupp der deutschen Politik. Vor dem Hintergrund der Euro-Krise löst die Aussicht auf die Machtergreifung von Trittin & Co. einige Sorgen aus.

Der Bilderberg-Club ist keine geheime Weltregierung, aber ein wichtiger Knoten im globalen Netzwerk der Macht. Der Einfluß solcher informellen Strukturen wiegt viel schwerer als der Theaterdonner innenpolitischer Parteienkämpfe. Ähnlich geartete Organisationen, die in Deutschland wirken, sind die Atlantik-Brücke und der German Marshall Fund. Bekanntermaßen treten die USA vehement für den Beitritt der Türkei zur EU ein. Die deutschen Mitglieder der Atlantik-Brücke haben diese Forderung übernommen, ohne daß die Hintergründe dafür aufgedeckt und thematisiert werden. Auch der Aufstieg eines Guttenberg oder des Grünen-Vorsitzenden Cem Özdemir verdankt sich diesen Netzwerken.

Kaum etwas trifft den politisch denkenden Menschen schwerer als der Vorwurf der Verschwörungstheorie! Doch oft steht nur die Arroganz pseudo-aufgeklärter Dummköpfe dahinter, die immer noch glauben, in einer transparenten Demokratie zu leben. Oder das kalte Kalkül globaler Manipulateure.

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