© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/12 15. Juni 2012
Afrikanische Fußballer: Stereotypen aus der
Kolonialzeit Schon der TV-Grantler Alfred Tetzlaff konnte zur Fußball-WM 1974 mit der Prophezeiung brillieren, daß „Deutschland gegen die Ostzone“ schon deshalb siegreich bleiben würde, weil die den DDR-Kickern angeblich eingebleute taktische Disziplin jene zu „kommunistischen Robotern“ gemacht hätte. Farbigen Fußballern, die bis weit in die achtziger Jahre nur sporadisch in europäischen Fußballmannschaften auftauchten und dort regelmäßig als „Schwarze Perle“ tituliert wurden, galten dagegen „als verspielt und taktisch wenig ausgereift, als ballverliebt und grazil“, wie der Bayreuther Sozialanthropologe Christian Ungruhe kritisch aufspießt. In seiner Studie über afrikanische Fußballer in Deutschland, Teil des Projektes „Fullballmigration – ein Traum von Europa und seine Wirkung auf das deutsche Ausländerbild“ des Bayrischen Forschungsverbundes Migration und Wissen (ForMig), ordnet Ungruhe diese „Klischees von einer kraftvollen, aber naiven afrikanischen Ursprünglichkeit“ als „Stereotype aus der Kolonialzeit“ ein. Auch wenn diese bei erfolgreich integierten Fußballern statt zu diskriminieren „sogar eine positive Umwertung“ erführen und farbige Kicker diese Bilder oft noch bewußt mit „exotisch anmutender Ästhetik“ verstärkten, bleibt Ungruhe skeptisch: „Kann man tatsächlich von gelungener Integration sprechen, wenn herkömmliche Afrika-Klischees derart wirkmächtig bleiben?“ |