© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/12 15. Juni 2012

Umwelt
Nachhaltig gescheitert
Volker Kempf

Hunderte Regierungschefs und Umweltminister der UN-Staaten treffen sich vom 20. bis 22. Juni in Rio de Janeiro zum „Rio+20-Gipfel“, um erneut über ein Zeitalter der nachhaltigen Entwicklung zu beraten. Allerdings war schon beim „Erdgipfel“ vor 20 Jahren nicht klar, wie dies gehen soll. Die Milliardenbevölkerunng von China und Indien hat sich prächtig entwickelt. Aber ist das nachhaltig? Die Umweltstiftung WWF warnt: Liefe alles weiter wie bisher, seien 2030 zwei Erden nötig, um den Bedarf an Nahrung, Wasser und Energie zu decken. Nimmt man die vom WWF skizzierten Artenausfälle hinzu, fällt die Bilanz noch schlechter aus. Wundern muß das nicht. Wenn schon in der Finanzwelt nicht nachhaltig gewirtschaftet wird, wie soll da eine Kultur der ökologischen Zukunftsfähigkeit entstehen? Dem Finanzcrash folgt ein Ökosystemcrash auf Raten. Kaum eine Art, die nicht davon betroffen wäre, den Menschen eingeschlossen. Der Appell, es müsse endlich etwas geschehen, wird weiter zelebriert.

Das löst nur noch Achselzucken aus. Vor 20 Jahren meinte der inzwischen mehrfach gescheiterte CDU-Politiker Friedbert Pflüger noch verkünden zu müssen: „Ein Planet wird gerettet.“ Das war Zweckoptimismus für den Tag, nicht mehr. Es kann auch heute hier und da noch technischer Umweltschutz vorangebracht und das eine oder andere Umweltzertifikat bekannter gemacht werden. Nur, für die Rettung des Planeten Erde ist das etwas wenig. In den siebziger und achtziger Jahren wurden Umweltprobleme noch in einer deutlichen Sprache benannt. Auch vor der Zunahme der Weltbevölkerung wurde gewarnt, die sich nun innerhalb von vier Jahrzehnten verdoppelt hat. Heute wird alles wegdiskutiert und im Lichte der Kameras nach großen Worten gerungen, die sich gut verkaufen. Journalisten rücken in Heerscharen an und gehen dann zum nächsten Großereignis über. Die Zeiten haben sich geändert – nur nachhaltig geworden sind sie nicht.

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