© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/12 15. Juni 2012

Haltungsnote
Fürstliche Einladung
Christian Schwiesselmann

Der Name Bismarck hat in der Altmark immer noch einen guten Klang. Nicht nur weil es in der Heimat des Reichsgründers eine gleichnamige Stadt gibt (allerdings ohne „c“), sondern auch weil Ottos Verwandtschaft als besonders bodenständig gilt.

Alexander von Bismarck, der Bürgermeister des Altmarkdörfchens Insel, ließ kürzlich sogar etwas von der Trotzköpfigkeit seines berühmten Vorfahren blicken. Als der sachsen-anhaltinische Landtag in einer Allparteien-Koalition ausrückte, um den renitenten Einwohnern die Unterbringung zweier ehemals sicherungsverwahrter Vergewaltiger in ihrer Dorfgemeinschaft schmackhaft zu machen, lud der Bürgermeister die „Insulaner“ zum Grillen auf sein Schloß Döbbelin ein: „Viele wissen nicht wohin, ich biete ihnen eine Rückzugsmöglichkeit“, erklärte Bismarck der empörten Magdeburger Volksstimme.

Der Adlige war von dem „zivilgesellschaftlichen Aufgebot“ aus Landtagsabgeordneten, Landesministern, Regierungschef und gewaltbereiten Linksextremisten wenig angetan. „Keiner hat mit uns gesprochen, uns zu dieser Veranstaltung eingeladen“, kritisierte Bismarck die „antifaschistische Blockpolitik“, die zu DDR-Zeiten in der Altmark üblich war. Während die Volksvertreter den sonst mündigen Bürgern mit Transparenten wie „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ Mores lehren wollten, machten 20 „Antifaschisten“ Stimmung gegen den Ortsteilbürgermeister. Ihr Plakat mit dem Spruch „Gegen den Volksmob“ zierte das Konterfei Bismarcks und das des Innenministers Holger Stahlknecht. Sie gaben beiden CDU-Politikern Mitschuld daran, daß sich die 700 Einwohner im Ortsteil Stendals zur Wehr setzen gegen die Ex-Knackis, die ihre Strafe zwar abgebüßt, aber jede Therapie abgelehnt haben. Bismarck stellte Anzeige und bewies Statur.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen