© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  26/12 22. Juni 2012

Meldungen

Neues zur Genese von Picassos „Guernica“

MÜNCHEN. Im Winter 1936/37 erhielt Pablo Picasso von der durch Kommunisten und Sozialisten gestützten „Volksfront“-Regierung den Auftrag, Spaniens Pavillon für die Pariser Weltausstellung 1937 mit einem Wandbild zu schmücken, das dann unter dem Titel „Guernica“ Furore machen sollte. Wie die Kunsthistorikerin Marlen Schneider anhand der ersten, vor der Bombardierung der nordspanischen Stadt (JF 18/12) gefertigten Entwürfe darlegt, richteten sich Picassos Intentionen ursprünglich auf die Darstellung des Spannungsfeldes von sozialem Engagement und künstlerischer Autonomie. Erst der Luftangriff auf Guernica habe mit dem neuen Motiv auch eine schärfere politische Parteinahme erkennen lassen. Die sei dank der öffentlichen „Inszenierung des Bildes“ durch Literaten und Fotografien als politische Botschaft akzentuiert worden, während sie den schwierigen Entstehungsprozeß des Werkes vergessen machen sollte. Trotzdem zeigten sich die Auftraggeber enttäuscht, da ihnen die in den Entwürfen noch präsente politische Emblematik mit Hammer und Sichel und somit eine eindeutige Parteinahme für den Kommunismus fehlte. Nur aus Angst vor einem Skandal wurde auf die erwogene Abhängung des Bildes während der Weltausstellung verzichtet (Zeitschrift für Kunstgeschichte, 2/2012). (ob)

 

Fußballerinnen als Kultur-Botschafter

BRAUNSCHWEIG. Im Rahmen des Kunst- und Kulturprogramms zur Fußball-WM in Deutschland 2006 wurde in Berlin-Kreuzberg die erste Straßenfußball-Weltmeisterschaft ausgetragen. Ihr folgte bei der WM 2010 in Südafrika ein „Football for Hope“-Festival, mit den gleichen, inzwischen vom Weltfußball-Verband (Fifa) mitgetragenen Zielsetzungen: „Interkultureller Austausch, Konfliktprävention, Integration“. Neben dieser dem Breitensport zugewiesenen sozialreformerischen Funktion soll Fußball aber auch „westliche Werte“ transportieren. Die Stadtsoziologin Christina West (TU Karlsruhe) illustriert dies anhand von „Discover Football“, einer Berliner Organisation, die den Frauen-Fußball seit 2010 ebenfalls in den Dienst interkultureller Bestrebungen nimmt. Deren vordringliches Anliegen seien Beziehungen zu den Fußballerinnen der Islamischen Republik Iran, wo diese Sportart verboten ist. Die gemeinsame Jagd nach dem runden Leder könne iranischen Frauen helfen, kulturelle Grenzziehungen zu überwinden und vermittle ihnen die Ideale von Gleichberechtigung und Selbstbestimmung. Im Iran wollen die deutschen Weltbeglückerinnen aber nicht haltmachen: „Fußball-spielende Frauen sollen in allen Regionen und Ländern der Erde zur Normalität werden“ (Geographische Rundschau, 5/2012). (dg)

 

Fallersleben-Preis für den Historiker Karl Schlögel

WOLFSBURG. Der Historiker und Publizist Karl Schlögel ist mit dem Hoffmann-von-Fallersleben-Preis für zeitkritische Literatur ausgezeichnet worden. Der 64jährige Professor für osteuropäische Geschichte an der Europa-Universität in Frankfurt/Oder erhielt den mit 15.000 Euro dotierten Preis vergangenen Sonntag in Wolfsburg. Zur Begründung erklärte die Jury, Schlögel sei durch die Verbindung von erzählter Geschichte und zeithistorischer Diagnose weit über universitäre Grenzen hinaus bekanntgeworden. Sein Buch „Terror und Traum – Moskau 1937“ (JF 43/08) sei „ein großer Wurf“. Die Auszeichnung erinnert an den Dichter der deutschen Nationalhymne.

 

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