© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  26/12 22. Juni 2012

Frisch gepresst

Söldner. Der Berliner Politikwissenschaftler Herfried Münkler hat bereits vor zehn Jahren, nach den Anschlägen des 11. September 2001 auf das New Yorker World Trade Center, eine Rückkehr des Söldnertums („Die neuen Kriege“, 2002) vorausgesagt. Tatsächlich haben die „Leihsoldaten“ auch während der Verstaatlichung des Krieges in der europäischen Neuzeit nie aufgehört zu existieren, wie Joa­chim Feyerabend in seinem neuen Buch über den „Mythos“ und die „Renaissance des Söldnertums“ belegt. Im Zeitalter der asymmetrischen Kriegsführung feiere, so der 1940 in Berlin geborene Journalist und Sachbuchautor, einer der ältesten Berufe der Menschheitsgeschichte fröhliche Urstände. Private Militärunternehmen setzen nach Schätzungen des Europarates gegenwärtig 140 bis 200 Milliarden Euro um, der privatisierte Krieg ernährt weltweit 1,5 Millionen Kombattanten in etwa 2.000 Firmen. Feyerabend zeichnet ihre Geschichte detailliert und unterhaltsam nach – vom mittelalterlichen Landsknecht bis hin zum modernen Cyber-Krieger. Dem reich illustrierten Band mangelt es lediglich an verläßlichen Quellen- und Literaturangaben. (cs)

Joachim Feyerabend: Ehre, Tod, Abenteuer. Vom Mythos und der Renaissance des Söldnertums. Helios Verlag, Aachen 2012, gebunden, 114 Seiten, 18,80 Euro

 

Letztes Aufgebot. Henrik Schulze wurde in Halbe geboren, nur fünf Jahre nach der mörderischen Kesselschlacht südöstlich von Berlin. Mit diesem Drama von Ende April 1945 also direkt konfrontiert, haben jetzt seine jahrelangen Forschungen über die letzten Tage der 9. Armee, die dort unter der Wucht der gewaltigen Übermacht der Konjew- und Schukow-Armeen mit mehreren zehntausend Soldaten zugrunde ging, in einem beeindruckenden Werk ihren Niederschlag gefunden. Da Schulze seit 1985 zudem Ortschronist des Städtchens Jüterbog ist, behandelt die Studie das Beispiel der RAD-Infanteriedivision „Friedrich Ludwig Jahn“, die genau dort aus versprengten Wehrmachtseinheiten und ebenso jungen wie militärisch unerfahrenen Reichsarbeitsdienstmännern für den „Lückenschluß“ zur weiter westlich stehenden 12. Armee (Wenck) aufgestellt wurde. Seine detaillierte Arbeit beweist, daß Forschung „von unten“ weit mehr leisten kann als das von vielen „Geschichtswerkstätten“ Gewohnte. (bä)

Henrik Schulze: 19 Tage Krieg. Die Mark Brandenburg im Frühjahr 1945. Projekt + Verlag Dr. Erwin Meißler, Hoppegarten 2012, gebunden, 607 Seiten, Abbildungen, 39,90 Euro

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