© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  26/12 22. Juni 2012

Umwelt
Kampf dem Feinstaub
Volker Kempf

Feinstaub aus Dieselmotoren ist krebserregend. Dies gab das Krebsforschungszentrum (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vergangene Woche bekannt. Dieselabgase dringen in die Lungenbläschen ein und können schwere Lungen- und Bronchialerkrankungen auslösen. Zwei Tage später lag der Vorschlag der EU-Kommission zur faktischen Steuererhöhung auf Diesel dem EU-Parlament vor. Begründet wurde er damit, daß der Energiegehalt von Diesel größer sei als beim meist höher besteuerten Benzin. Das Argument hat die Logik auf seiner Seite, aber die Sorgen vor allem der Lkw-Lobby vor Wettbewerbsnachteilen gegen sich. Das EU-Parlament lehnte den Vorschlag ab, hat aber nicht viel zu melden, denn das letzte Wort liegt beim Rat der EU. Doch der Kommission werden auch hier keine Chancen eingeräumt, sich mit ihrer Forderung durchzusetzen. Selbst wenn das Feinstaubargument dem Anliegen mehr Gewicht geben sollte, mit einem einstimmigen Beschluß, wie er dort notwendig wäre, rechnet niemand.

Wenn die Feinstaubbelastung so gefährlich ist, wie die Experten der Weltgesundheitsorganisation behaupten, dann muß man eine Gesamtrechnung aufmachen. Der Verkehr erzeugt etwa ein Drittel der Gesamtmenge an Feinstaub, die Industrie ein weiteres Drittel und die Privathaushalte etwa ein Sechstel. Gerade letztere verfeuern viel Holz, was nach der sogenannten Energiewende als wertvolle erneuerbare Energiequelle gilt. Das Rauchen ist der Menge nach zwar nur eine marginale Feinstaubquelle, ist aber besonders nah an den Menschen dran. Über die Steuerschraube läßt sich die Feinstaubbelastung wahrscheinlich kaum spürbar senken, ohne Wettbewerbsvorteile preiszugeben. Genau diesen Eindruck aber erwecken die Brüsseler EU-Bürokraten.

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