© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  26/12 22. Juni 2012

Leserbriefe

Zu: „Offen wie ein Scheunentor“ von Michael Paulwitz, JF 25/12

Bedrückende Entwicklung

Bedrückend und jammervoll ist es, wie sich die Europäische Union jeden Tag mehr zu einem nicht mehr steuerbaren, sich selbst genügenden, nationale Identitäten löschenden und Bewohner bevormundenden bürokratischen Monstrum entwickelt. Die ursprüngliche Absicht seiner Günderväter, ein Europa der Vaterländer zu schaffen, ist – wohl auch durch ideologische Vorgaben – aus dem Ruder gelaufen und fast in ihr Gegenteil verkehrt worden. Es ist schade, daß es keine „Reset“-Taste gibt.

Gunter Wigand, Karben

 

 

Zu: „Nationales Erweckungserlebnis“ von Dieter Stein, JF 25/12

Text- oder Identitätsschwäche?

Es ist eine wahre Freude zu sehen, mit welcher Inbrunst die jeweiligen Spieler der unterschiedlichen Nationalmannschaften ihre Hymne mitschmettern. Im Vergleich zum Deutschlandlied strotzen viele dieser Hymnen ja geradezu von einer gehörigen Portion Nationalstolz und Kampfeslust. Glücklicherweise hat sich auch bei der DFB-Elf hier eine gewisse Normalität eingebürgert. Jedoch fällt auf, daß Spieler wie Özil, Boateng und Podolski nicht mitsingen. Entweder kennen sie den Text (noch immer) nicht, oder sie möchten sich mit der Hymne beziehungsweise mit Deutschland nicht wirklich identifizieren. Schade! In meiner Generation (Jahrgang 1970) verbindet man die Berufung in die Nationalelf noch mit Ehre und nicht nur mit finanziellen Gelüsten.

Sylvie Becker, Bad Homburg

 

 

Zu: „Bürgerkrieg mit Ansage“ von Michael Johnschwager, JF 24/12

Legitimierte Gewaltexzesse

Hamburgs „Gutmenschen“ aus Politik, Kirchen und Gewerkschaften haben „gegen Rechts“ demonstriert, obwohl bereits am Vorabend Polizeifahrzeuge brannten. Sie haben damit die linken Gewalttäter geistig-moralisch legitimiert und die Opfer bei der Polizei verhöhnt. Schon Nietzsches Zarathustra sah „die größte Gefahr aller Menschen-Zukunft“ in der Heraufkunft der „Guten und Gerechten“, die nichts als „Pharisäer“ seien.

Werner B. Wegmann, Ludwigshafen

 

 

Zu: „Weg mit dem Euro!“, JF 24/12

Alternativlos – Frist verstrichen

Der Euro ist kein „Experiment“, sondern basiert auf dem Junktim zwischen Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland, das während der ereignisreichen Tagen der Winters 1989/90 von Helmut Kohl bestätigt wurde: „Die Vereinigung Deutschlands und Europas sind zwei Seiten einer Medaille.“ Ökonomische und finanzpolitische Argumente gegen die Währungsunion überzeugten den Bundeskanzler damals nicht, weil er, wie Frankreichs Präsident auch, den Euro für politisch unerläßlich hielt, wie es auch Arnulf Baring in seinem Buch „Scheitert Deutschland?“ (1997) darstellte. Laut dem Ökonomen Thomas Straubhaar ist der Euro die Folge einer ungewollten Schwangerschaft – für eine Fristenlösung ist es längst zu spät.

Dr. Ekart Schaarschmidt, Waldbronn

 

 

Zum Schwerpunktthema „Der Öko-Bluff“, JF 23/12

Grusel-Lektüre Schellnhuber

Wer sich richtig gruseln möchte, sollte „Welt im Wandel – Gesellschaftsvertrag für eine große Transformation“ von Hans Joachim Schellnhuber, dem Berater von Angela Merkel, lesen. Dort wird dargelegt, wie die „nachhaltige Regierungspolitik“ in Deutschland bis 2050 aussehen soll. Übrigens ist er dafür von der englischen Königin mit dem „Commander of the British Empire“ geehrt worden ... Sehr erhellend sind auch die „Dreizehn Energiewende-Märchen“ von Dr.-Ing. Günter Keil, nachzulesen im „science-skeptical“-Blog.

Heinz Schiller, Ulm

 

 

Zu: „Eine neue Planwirtschaft“ von Edgar Ludwig Gärtner, JF 23/12

Die Meinung einer anderen Welt

Es ist schon erstaunlich, daß Sie selbst dem grünen Meinungsterror erliegen, wenn es etwa hier heißt, Angela Merkel habe ihre Entschidung, die Hälfte der deutschen Kernkraftwerke sofort stillzulegen, „unter dem Beifall der Mehrheit des deutschen Wahlvolkes“ getroffen. Ich lebe wohl in einer anderen Welt. In meinem Bekanntenkreis treffe ich überwiegend auf die genau entgegengesetzte Meinung. Ich habe bis heute kaum einen getroffen, der den überstürzten Ausstieg nach Fukushima richtig fand.

Manfred Tode, Kiel

 

 

Zu: „Nur einig stark“ von Michael Paulwitz, JF 23/12

Das „Lagerdenken“ spaltet alle

Dieser Analyse kann ich als alter Burschenschafter nur zustimmen. Allerdings spaltet das „Lagerdenken“ nicht nur den Verband, sondern auch viele Einzelbünde. Damit verlieren sie ihr Gewicht im Verband und in der Selbstdarstellung nach außen, was sich wiederum negativ auf die Nachwuchszahlen auswirkt.

Klaus Pasquay, Mannheim

 

 

Zu: „‘Sie glauben, Sie sind dann tot? Irrtum.’“, im Gespräch mit David Evans, JF 23/12

Ein nützliches Interview!

Mit dem Mediziner Evans haben Sie einen wortgewandten Vertreter der Or-gantransplantationsgegner gefunden, der die Problematik einmal für Laien verständlich machen kann. Ein sehr gelungenes und nützliches Interview! Zur Sache brauche ich nichts hinzuzufügen.

Dr. med. Reinhard Gnauck, Mainz

 

Das Risiko ist viel zu hoch

Dieses Interview bestätigt meine persönliche Erfahrung mit dem Thema Hirntod. Für uns alle kommt ein Organspendeausweis nicht in Frage. Ich würde den Ärzten nicht trauen, zumal ich mehrmals erlebt habe, wie oft und leichtfertig die Ärzte meinen Vater aufgegeben hatten, weil seine Krankheit als unheilbar galt.Nach den Ärzten hätte er die Diagnose „unheilbar krank“ nicht einmal ein Jahr überlebt. Es erforderte unseren ganzen Widerstand, uns gegen die Entscheidungen der Ärzte zu stellen. Mit unserer Liebe und Pflege (insbesondere der meiner tapferen Mutter) hat er noch fünf (wenn auch harte) Jahre und noch ein weiteres Enkelkind erlebt. Das Risiko, lebendig ausgeschlachtet zu werden, halte ich für viel zu hoch. Ich würde es höchstens für engste Familienmitglieder eingehen.

Iris Fischer, Hamburg

 

Nicht nur Mord, auch Folter

Im Interview wird erwähnt, daß sogenannte Hirntote bei Schmerzen Streßhormone ausschütten und daß ihre Herzfrequenz sprunghaft ansteigt. Gleichwohl wird erklärt, daß niemand genau wisse, ob die „Hirntoten“ wirklich Schmerz empfinden. Hierzu sei auf die Ausführungen von Pim van Lommel verwiesen („Endloses Bewußtsein – Neue medizinische Fakten zur Nahtoderfahrung!“, Düsseldorf 2009). Hier wird dargelegt, daß „Hirntote“ bei der Organentnahme mit „Abwehrbewegungen“ reagieren, etwa mit heftigen Arm- und Beinbewegungen oder dem Versuch, sich wegzudrehen. Ist dies nicht ein Beleg für Schmerzempfinden? Organentnahme ist also nicht nur Mord, sondern auch Folter.

Harald Heidemann, Bruchsal-Büchenau

 

 

Zu: „Falscher Exitus“ von Michael Manns, JF 23/12

Bewußtheit vor der Unterschrift

Früher war die Bestimmung des Todeszeitpunktes immer damit verbunden, daß andere den Tod eines Menschen eindeutig erlebt haben: Er atmete nicht mehr, hatte keinen Herzschlag mehr, veränderte sich, wurde kalt usw. Da tote Organe nicht transplantiert werden können, darf folgerichtig der Mensch, dem man die Organe für eine Transplantation entnehmen will, noch nicht vollständig tot sein – deswegen die zweckorientierte Differenzierung vom „Hirntod“. Wie Manns in seinem Beitrag beschreibt, besitzt der Tod in diesen Fällen einen prozessualen Charakter, der sich erst am Ende einer ungewissen Phase einstellt – oder eben nicht, wie die zitierten Beispiele beweisen. Nur wer sich hierüber im klaren ist, sollte demnächst einen Spenderausweis unterschreiben.

Norbert Schenkel, Lauda-Königshofen

 

 

Zu: „Roosevelt wollte von Anfang an den Krieg“ von Gerd Schultze-Rhonhof

Botschafter Bullit vergessen

Dieser Beitrag enthüllt viele interessante Details über die USA und den Zweiten Weltkrieg. Eine wichtige Quelle wurde allerdings nicht erwähnt, die in diesem Zusammenhang sehr aufschlußreich und bedeutungsvoll ist. Im „Political Report No. IV/4“ des polnischen Botschafters Juliusz Lukasiewicz in Paris vom 5. Februar 1939 an den polnischen Außenminister in Warschau wird ein halbes Jahr vor Kriegsbeginn berichtet, was William Bullit, der amerikanische Botschafter in Paris und Roosevelts Vertrauter, den Polen versprach. Demnach bekundete Bullit, daß sich die USA nicht an einem Kriegsausbruch beteiligen, den Krieg aber beenden würden: „Should war break out, likely we shall not take part in it at the beginning, but we shall finish it.“ Das Zitat findet sich in dem von Waclaw Jedrzejewicz herausgegebenen Buch „Diplomat in Paris, 1936–1939, Memoirs of Juliusz Lukasiewicz, Ambassador of Poland“ (Columbia University Press, New York/London 1970, S. 168).

Dr.-Ing. Otward Müller, Ballston Lake, New York

 

 

Zu: „Original statt Kopie“ von Kurt Zach & „Röttgen abgeschaltet“ von Ansgar Lange, JF 21/12

„Anything goes“ führt bergab

Neben der offensichtlichen Kritik an Norbert Röttgens unglaubwürdigem Wahlkampf scheint mir ein weiterer Aspekt
Berücksichtigung finden zu müssen, der für das Fiasko der Union bei der Landtagswahl in NRW symptomatisch scheint: Mehr oder weniger ohne jede erkennbare Reaktion seitens der selbsternannten „Konservativen“ innerhalb der Union war es geblieben, wen der CDU-Landesverband NRW zur Wahl von Joachim Gauck in die Bundesversammlung schickte. Es war ja unglaublich witzig, daß die von Herrn Röttgen geführte CDU die rot-grüne „Frauenregierung“ in Nordrhein-Westfalen ärgern wollte, indem sie Alice Schwarzer – bekennende Lesbin, Kämpferin gegen die Werte des bürgerlichen Familienbildes, Dauerdenunziantin gegen das Selbstwertgefühl von „Nur“-Müttern – als Mitglied der Bundesversammlung nominiert hat! Dies legt die Vermutung nahe, daß die „christlichen Demokraten“ die Bundesversammlung für eine Kabarettveranstaltung halten.

Jedenfalls kann die Signalwirkung an diejenigen, denen die Union ihre parlamentarische Existenz auch in der Wahlkabine und nicht nur in wohlfeilen Talkshowandeutungen zu verdanken hat, nur sein: Anything goes! Man stelle sich nur einmal den Aufschrei vor, wenn der auf Geheiß Angela Merkels mit abstrusen Antisemitismus-Unterstellungen aus der CDU gemobbte Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann von einem der Landesverbände für die Bundesversammlung nominiert worden wäre, in denen sich heutzutage verdruckste „Konservative“ darin üben, den Mund zu spitzen, ohne jemals zu pfeifen!

Dr. Hans Joachim Berg, Berlin

 

 

Zu: „Weibliche Komponente“ von Dieter Farwick, JF 21/12

Gewagte „Gesprächsaufklärung“

Die Probleme beim Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen sind so alt wie der Krieg. Sie als Argument für den Dienst von Frauen in den Spezialeinsatzkräften heranzuziehen, erscheint mindestens „gewagt“. Der Forderung von Brigadegeneral a.D. Farwick, es sei „entscheidend, daß es keine erleichterten Zugangswege für Frauen in die Kommandotrupps [der KSK] geben wird“, ist zwar uneingeschränkt zuzustimmen, dem Praktiker kommen angesichts dieses Allgemeinplatzes jedoch Zweifel. Zweifel, die General Farwick bestätigt, wenn er in einem Nebensatz vom Ausleseverfahren spricht, „das in den physischen Anforderungen auf die weiblichen Fähigkeiten angepaßt worden ist“.

Schließlich hält es General Farwick für nötig, einem Mißverständnis entgegenzutreten: „Die Ausbildung zu Scharfschützen sei nicht vorgesehen.“ Auch als ehemaliger Zeitsoldat mit mehrjähriger Dienstzeit als Kampfschwimmer ist es nicht einfach, den Sinn dieser Aussage zu verstehen. Anscheinend liegt diesem Satz das Bild zugrunde, Scharfschützen seien die höchste Stufe des tötenden, entmenschlichten Kriegers. Wesentlich schöner ist das Bild der Soldatin, die mittels ihrer „hervorragenden Sprachkenntnisse“ mit emotionaler Intelligenz „Gesprächsaufklärung“ betreibt.

Stephan Wupper, München

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