© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/12 29. Juni 2012

Meldungen

Ziviler Ungehorsam: Interpretation von links

bonn. Die Trierer Soziologin Andrea Pabst reflektiert die „neuerliche Renaissance des Begriffs ziviler Ungehorsam“, den sie vor allem in linken Protestformen wahrnimmt, beispielsweise für die Veränderung von Gesetzen „wie etwa die Abschaffung rassisitischer Ungleichbehandlung“, aber auch in dem „Normbruch“, mit dem „Aktivisten und Aktivistinnen für die Anerkennung gleichgeschlechtlicher und queerer Liebes- und Lebensweisen kämpfen“ (Aus Politik und Zeitgeschichte, 25-26/2012). In ihrer Deutung, die bewußt den zivilen Ungehorsam anders als Henry Thoreau oder viel später Jürgen Habermas nicht allein gegen den Staat beschränkt, sondern auch gegen „Banken, Konzerne“ oder den Internationalen Währungsfonds – und natürlich auch gegen „Aufmärsche von Neonazis“ wie in Dresden im Februar 2012 – knüpft sie an Argumentationsmuster an, die sich schon in ihrem ebenso eigenwilligen wie apologetischen Promotionsprojekt „Protestkörper und Körperprotest – Zur Bedeutung von Körperlichkeit in ‘linken’ Straßenprotesten für das individuelle und kollektive Selbstverständnis von Aktivist_innen“ wiederfinden. (ob)

www.apuz.de

 

Gedenken an verfolgte Dubcek-Unterstützer

berlin. Eine Stele mit dem Schriftzug „Dubček“ am Gebäude der Staatsbibliothek zu Berlin soll an die Protestaktion zweier DDR-Jugendlicher gegen den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen in die CSSR 1968 erinnern. Die 18jährigen Frank Havemann und Hans-Jürgen Usz­koreit hatten damals an vier Häuserwände im Zentrum Berlins mit weißer Farbe den Namen des KP-Chefs Alexander Dubček geschrieben, der den Realsozialismus in der Tschechoslowakei reformieren wollte. Während der Prager Frühling von sowjetischen Panzern plattgewalzt wurde, landeten die Jugendlichen im Gefängnis und mußten sich später „in der sozialistischen Produktion bewähren“. Obwohl das DDR-Regime den Dubček-Schriftzug übertünchen ließ, wurde er vor kurzem bei Sanierungsarbeiten am Bibliotheksgebäude wiederentdeckt. Die Stele in der Berliner Dorotheenstraße markiert einen weiteren wichtigen „Lernort des Widerstandes in der Hauptstadt“. (cs)

http://staatsbibliothek-berlin.de

 

Erste Sätze

Die Memelfrage ist nicht ein Problem des gestrigen Tages.

Rolf Schierenberg: Die Memelfrage als Randstaatenproblem, Berlin 1925

 

Historisches Kalenderblatt

2. Juli 1952: Schätzungen des Nordatlantikrates gehen von 1,3 bis 1,6 Millionen seit Mai 1945 in sowjetischer Gefangenschaft umgekommenenen Wehrmachtsangehörigen aus. Insgesamt gelten 3,5 Millionen dort gefangene deutsche Soldaten als tot oder vermißt.

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