© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/12 06. Juli 2012

Führungswechsel beim deutschen Traditionsunternehmen Bosch
iVisionen
Jens Jessen

Die Euro-Krise gefährdet auch die Umsatzziele des größten Autozulieferers der Welt, denn die Robert Bosch GmbH hat nahezu alle bedeutenden Hersteller als Kunden. Drei Fünftel von über 51,4 Milliarden Euro Gesamtumsatz trägt die Autosparte bei. Gleichzeitig wird die Führung umbesetzt: Franz Fehrenbach wechselt nach neun Jahren vom Vorsitz der Geschäftsführung an die Spitze des Aufsichtsrates.

Sein Nachfolger Volkmar Denner ist der siebte Vorsitzende der Geschäftsführung des 126 Jahre alten deutschen Traditionsunternehmens, das mehrheitlich der gemeinnützigen Bosch-Stiftung gehört. Denner muß daher nicht den Börsianern gefallen – dennoch ist er zum Erfolg verdammt. In einem Brief an alle 300.000 Bosch-Beschäftigten gab er nun seine Vision zum besten: „Wir wollen Produkte – hierzu zähle ich neben Hardware auch Software und Dienstleistungen –, die unsere Kunden begeistern, geschaffen von Menschen mit Leidenschaft und Herz.“ Für einen promovierten Physiker klingt das gewöhnungsbedürftig. Daß er zudem den iPhone- und Lifestyle-Konzern Apple zur „Lichtgestalt“ erklärt hat, ist noch seltsamer.

Ein „Weiter so“ wird aber auch nicht helfen. Der internationale Wettbewerbsdruck wird durch die Aufholjagd der Schwellenländer immer stärker. Bosch hat etwa bei seinen Photovoltaik-Aktivitäten feststellen müssen, daß Innovation und Kapitalkraft keine Umsatzgarantie mehr sind. Als international agierendes Großunternehmen genießt Bosch gegenüber dem eigentümergeführten Mittelstand in Deutschland natürlich Vorteile. Familienunternehmen sind in der Regel eng mit dem Heimatmarkt verbunden. Doch die Exportlastigkeit bringt Risiken für Bosch in der Euro-Krise: Die Europäische Zentralbank und die Euro-Retter finanzieren jene Kredite, mit denen die Südeuropäer Bosch-Produkte bezahlen. Die Absicherungskosten der Währungsrisiken werden von den Rettungsschirmen abgenommen. Der Steuerzahler zahlt.

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