© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/12 06. Juli 2012

Blick in die Medien
Rosarot im Video – das geht ja gar nicht
Toni Roidl

Sie hatten es doch nur gut gemeint. Die EU will nicht hinnehmen, daß viele Mädchen um Forschungslabors eher einen Bogen machen und sich oft lieber für typische Frauenberufe entscheiden. Damit mehr Mädchen Atomphysikerin statt Krankenschwester werden, hat die EU ein Werbevideo produziert.

Das Ziel war, die kekstrockene Welt der Wissenschaft „lustig“ darzustellen. Dazu tanzen und albern Mädels mit Lippenstift und hochhackigen Schuhen durch die Labors. Doch statt Begeisterung von Chantal und Ann-Kathrin, die jetzt unbedingt Wissenschaftlerin werden wollen, gab’s heftige Verrisse.

Der Clip sei „sexistisch“, waren sich die meisten Medien schnell einig. Meghan Gray, Astronomin an der Universität Nottingham, erklärte, der Film sei „eine Parade von Stereotypen, wie Mädchen zu sein hätten“. Diese Lippenstifte und dann noch die Farbgestaltung in Pink – das geht gar nicht!

Tja, es ist wirklich nicht leicht, es Feministinnen recht zu machen. Wären die Laborantinnen graue Mäuschen gewesen, dann hätte jemand über Diskriminierung geschimpft – aber so ist es jetzt auch wieder nicht richtig. Irritiert zog die EU das Video zurück.

Aber nur das Video, nicht das Projekt. Trotz aller Kritik soll die Kampagne weiterlaufen. Und zwar in allen 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union für die kommenden drei Jahre. 2012 sollen in sechs Ländern „Events“ organisiert werden, natürlich auch in Deutschland. Also noch ein „Girls’ Day“.

Und wird diese Kampagne wohl dazu führen, daß sich in Zukunft mehr Mädchen als bisher für einen wissenschaftlichen Werdegang entscheiden und die Forschungsabteilungen der Aerospace-Konzerne oder Chemiemultis erobern? Natürlich nicht.

Aber wenigstens müssen dann weder Feministinnen noch Gleichstellungskommissare zugeben, daß es am natürlichen Rollenverhalten der Geschlechter liegt. Sie können einfach sagen: Das Video war schuld!

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