© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/12 06. Juli 2012

Grippe-Epidemien: Traditionelle Brutstätte in Südchina
Kombination von Risikofaktoren
(wk)

Das Influenzavirus tötet bereits in normalen Jahren weltweit bis zu 500.000 Menschen. Noch viel schlimmer sind freilich die großen Pandemien, wie die sogenannte „Spanische Grippe“ von 1918/19, der deutlich mehr Menschen zum Opfer fielen als dem gesamten Ersten Weltkrieg. Mittlerweile steht fest, daß sämtliche große Grippewellen des 19. und 20. Jahrhunderts (also auch die von 1889, 1957 und 1968) sowie die H1N1-Viruserkrankung, welche 2009 als „Schweinegrippe“ Furore machte, ihren Ursprung in einer einzigen Region der Erde gehabt hatten, nämlich der südostchinesischen Küstenprovinz Guangdong. Warum gerade hier die gefährlichste Brutstätte für Influenzaviren mit pandemischem Potential lag und wohl noch immer liegt, erklärt die Wiener Globalhistorikerin Katherin Markle in der neuesten Ausgabe von Historische Sozialkunde (1/2012): Nirgendwo anders auf der Welt sei eine solch spezifische Kombination von Risikofaktoren zu beobachten. So gebe es in Guangdong, der Hochburg der chinesischen Aquakultur, extrem enge Kontakte zwischen Menschen und Enten, unter denen besonders häufig neue Virentypen entstehen. Dazu kommen die schlechten hygienischen Bedingungen auf den traditionellen Lebendviehmärkten, das konstant tropische Klima und eine hohe Dichte und Diversität der Bevölkerung.

vgs.univie.ac.at

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