© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  29/12 13. Juli 2012

Zwischen Reichstag und Kanzleramt
Trögers Ein-Mann-Demo
Henning Hoffgaard

Manfred Tröger. Vaterrechte. Ein-Mann-Demo.“ Diese Visitenkarte dürfte so mancher Politiker in den vergangenen Wochen und Monaten zwischen Reichstag und Kanzleramt in die Hand gedrückt worden sein. Tröger demonstriert jeden Tag für die Rechte der Väter. Und er will solange weitermachen, bis auch er seine beiden Töchter endlich wiedersehen kann. Mit zwei Schildern steht er am Eingang des Paul-Löbe-Hauses, in dem viele Abgeordnete ihr Büro und zahlreiche Ausschüsse ihre Heimat gefunden haben. „Kinder brauchen Papa + Mama“ und „Gleiche Rechte“ steht auf seinen Plakaten. Über mangelnde Aufmerksamkeit kann er sich nicht beklagen, erzählt Tröger. Immer wieder ziehen Schulklassen und Touristen vorbei, die sich mit der Ein-Mann-Demonstration ablichten lassen. Nur die Politiker machen einen Bogen um ihn.

Und weil das so ist, schreibt er Briefe und E-Mails. „Hunderte“ hat er schon verschickt. Reaktionen gibt es kaum. Die meisten Abgeordneten ignorieren Tröger. Lediglich die frühere Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) habe ihn als Menschen wenigstens ernst genommen, sagt er. Gebracht hat es ihm wenig. Trotz aller Rückschläge will er nicht aufgeben. Seit über einem Jahr darf er seine beiden Töchter nur noch alle zwei Wochen sehen. Gerichtsverfahren? Trögers Gesichtszüge verdunkeln sich. „Immer mal wieder“. Und immer wieder enden sie gleich. Vertagungen, Anhörungen und neue Gutachten. Seine Frau bewerfe ihn dabei regelmäßig mit „Dreck und falschen Verdächtigen“. Deswegen sei es so wichtig für ihn, etwas zu machen. Von Vereinsmeierei hält er wenig. Gruppen wie der „Väteraufbruch für Kinder“ sind ihm zwar bekannt, aber diese würden am Ende ja doch nur in irgendwelchen Hinterzimmern versauern. Nicht seine Sache.

Wieder fährt eine schwarze Limousine vor dem Eingang vor. Bundestagsabgeordnete sitzen nicht darin. Tröger spricht weiter. „Wissen Sie, alle reden immer über Menschenrechtsverletzungen in Kasachstan und Aserbaidschan, aber über die in Deutschland will niemand sprechen.“ Er wird nachdenklich. „Bei denen zählt die Familie vielleicht noch etwas.“ Probleme mit den Sicherheitsleuten hatte er noch keine. Ob er nun an den Seiteneingängen des Bundestags, die von den meisten Parlamentariern genutzt werden, oder vor dem Kanzleramt steht. Er ist längst ein vertrauter Anblick und als harmlos eingestuft. Von der Polizei wird er nicht behelligt.

„Ich tue das ja auch für die“, meint der Väterrechtler. Was er mache, wenn der Bundestag in die Sommerpause geht, weiß er auch schon. „Dann stehe ich eben vor Einkaufszentren und in der Innenstadt.“ Hauptsache, er könne die Menschen für sein Anliegen gewinnen. Wieder trifft ein Schwall an Touristen ein. Tröger hebt seine Schilder hoch und nickt ihnen zu. Die meisten schauen belustigt zurück. „Ohne Vater geht es einfach nicht“, sagt er. Drinnen tagt währenddessen der Familienausschuß. Väterrechte sind kein Thema. Er diskutiert die Probleme von Intersexuellen und denen, die sich dafür halten. „Väter haben eben keine Lobby“, murmelt Tröger.

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