© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  29/12 13. Juli 2012

Geschleiftes Heldengedenken
Wien: Antifaschistische Wühlarbeit macht sich bezahlt – das „Österreichische Heldendenkmal“ wird umgewidmet
Curd-Torsten Weick

Derzeit ist die Krypta am Heldenplatz ein guter Ort für Ewiggestrige, ein guter Ort zum Feiern für Rechtsextreme, für alte und neue Nazis.“ Seit langem kämpft der Grünen-Abgeordnete Harald Walser mit den gleichen Worten für die Schließung des „Österreichischen Heldendenkmals“ (Bundesministerium für Landesverteidigung) und die sich anschließende „völlige Neugestaltung“. Aufhänger der akribischen politischen  Arbeit war in erster Linie nicht das „Ehrenmal für alle im Kampf für ihre Heimat gefallenen, an Kriegsstrapazen oder eines gewaltsamen Todes gestorbenen Österreicher“, nicht die große Informations- und Leistungsschau des  Bundesheeres auf dem Wiener Heldenplatz, die jährlich am Nationalfeiertag (26. Oktober) stattfindet, sondern das traditionelle Totengedenken des Wiener Korporations-Ringes (WKR) am 8. Mai.

Im Zuge dieses Ereignisses sprach Walser Ende April von der „Wehrmachtsgedenkstätte“ und kritisierte die „unwürdige Traditionspflege des Bundesheeres“, die auch „gefallene Soldaten von Wehrmacht und SS“ ehre. Wenige Tage später sorgte die Meldung, eine Hülse mit nationalsozialistischen Huldigungen sei beim Bau der Krypta in der Marmorstatue des „toten Soldaten“ in der Krypta versteckt worden, für Schlagzeilen.

Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) ging in die Offensive, betonte   gegenüber dem Standard seine „klare antifaschistische Haltung“ und ließ Mitte Juni den SS-Scharführer Josef Vallaster aus einem der Totenbücher streichen.

Vergangene Woche wurde nun mit der Umgestaltung der Krypta begonnen. Ein Großteil der Ausstellungs- und Erinnerungsstücke wurden entfernt. Die Totengedenkbücher sollen wissenschaftlich untersucht, die Statue mit Röntgen- und Ultraschallttechnik durchleuchtet werden. Bis zum 26. Oktober, so das Verteidigungsministerium, sollen Krypta und Weiheraum – unter Einbeziehung von Experten – Stätten des „würdigen Totengedenkens an die Weltkriegsgefallenen“ werden, ohne „Referenzen an Kriegsverbrecher und das Nazi-Regime“.

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