© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30-31/12 20. Juli / 27. Juli 2012

Aufstände in Syrien
Alle gegen Assad
Peter Scholl-Latour

Eine wirkliche Erfolgschance für den Aufstand gegen Syriens Machthaber Baschar al-Assad gäbe es kaum, wenn nicht auswärtige Kräfte daran beteiligt wären, sein Regime zu Fall zu bringen. Zu dieser Koalition gehören die Machthaber in Saudi-Arabien, die aus religiösen Gründen – sie betrachten sich als „Wächter der Rechtgläubigkeit“ – gegen das letzte säkulare Regime in der arabisch-islamischen Welt zu Felde ziehen; zu ihr gehört als Geld- und Waffenlieferant auch Qatar, das ja schon in Libyen eine führende Rolle gespielt hat; zu ihr gehören die USA, für die Syrien ein Bindeglied des Iran zum Mittelmeer ist. Sie wollen verhindern, daß Teheran seine Verbindungen zur schiitischen Hizbullah im Libanon ausbaut. Dabei kämpfen übrigens Al-Qaida-Elemente auf seiten der Aufständischen und werden so auf paradoxe Weise zu Verbündeten der Amerikaner.

Was kommt, sollte Assad stürzen? Die Muslimbrüder Syriens sind radikaler als die Ägyptens. Es wäre damit zu rechnen, daß die Alawiten, die als religiöse Minderheit erhebliche Machtfunktionen ausüben, einem wahllosen Massaker zum Opfer fallen. Bedroht fühlen sich auch die von Assad geschützten zehn Millionen Christen, denen es ähnlich ergehen könnte wie ihren vom Westen preisgegebenen Glaubensbrüdern im Irak.

 

Prof. Dr. Peter Scholl-Latour ist Journalist und Nahost-Experte.

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