© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30-31/12 20. Juli / 27. Juli 2012

Frisch gepresst

EU-Monster. Die EU und Europa – das sind zwei paar Schuhe. Dennoch schlüpfen die EU-Lobbyisten immer wieder in die europäischen Stiefel, um im gewichsten alten Leder des Abendlandes umherzustolzieren. Die Differenz zwischen dem „historisch gewachsenen Kulturraum“ und dem „bürokratischen Moloch“ steht im Zentrum des Essays von Herbert Ludwig. Die EU sei nicht identisch mit Europa, sondern sein „größter Feind, der in seinem eigenen Pelz sitzt und als anwachsendes Monstrum sich anschickt, Europa zu verschlingen“. Der 1939 in Marburg an der Lahn geborene frühere Waldorfschullehrer sorgt sich angesichts der „Hypertrophie des Einheitsstaates in der EU“. Dieser werde mit seiner Unitarisierungstendenz jedes europäische Volk der „eigenen Entfaltungsfreiheit, seiner eigentlichen Lebensluft“ berauben und es „zur bürokratisch gefesselten Dienstmagd der Herrschenden“ erniedrigen. Am Ende des europäischen Zentralisierungsprozesses, prophezeit Ludwig weitblickend, verschwindet mit den europäischen Völkern und Nationen die kulturelle und sprachliche Vielfalt Europas, die Brüssels Eurokraten eigentlich bewahren wollten. (cs)

Herbert Ludwig: EU oder Europa? Die Entscheidungsfrage der europäischen Entwicklung zur freien Individualität. Verlag Pro Business, Berlin 2012, broschiert, 90 Seiten, 9,50 Euro

 

Tugendterror. „Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.“ Daß die politische Korrektheit im krassen Gegensatz zu den Grundsätzen einer freiheitlichen, auf Selbstverantwortung aufbauenden Gesellschaft steht, ist kein Geheimnis. Ob Frauenquote, Rauchverbot, Vegetarismus, Islamisierung oder ein ausufernder Sozialstaat: „Das Schlechte am Guten“ liefert eine umfassende Übersicht auf all die Probleme einer gutmenschlichen Gesellschaft, die vorgibt, sich für Zuwanderer, Frauen und andere angeblich diskriminierte Gruppen einzusetzen und damit den Rest der Bevölkerung benachteiligt. Wer von dieser vermeintlichen „Bereicherung“ der Gesellschaft nicht sonderlich begeistert ist, muß dagegen mit Repression und sozialer Ächtung rechnen. Maternus Millett hat eine scharfzüngige Abrechnung mit dem Tugendterror der politischen Korrektheit abgeliefert, die zwar einiges Altbekanntes bietet, aber ohne weiteres das Prädikat „lesenswert“ verdient. (ho)

Maternus Millett: Das Schlechte am Guten. Weshalb die politische Korrektheit scheitern muß. SolibroVerlag, Münster 2012, broschiert, 221 Seiten, 12,80 Euro

 

Historisches Kalenderblatt

27. Juli 1952: In der So-wjetunion wird der Wolga-Don-Kanal offiziell eröffnet. Das bereits 1939 mit Tausenden von Gulag-Häftlingen begonnene Projekt wird nach 1945 mit deutschen Kriegsgefangenen fertiggestellt. Über 15.000 überleben die Strapazen nicht.

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