© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  32/12 03. August 2012

Barschel-Mord
Aufklärung aufgeschoben
Wolfram Baentsch

Wann darf Uwe Barschel endlich Totenruhe finden? Die Antwort ist ganz einfach: sobald die Wahrheit über das Sterben des ehemaligen schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten auf den Tisch kommt! Dieser Tage sah die Aussicht darauf wieder einmal zum Greifen nahe aus. Experten vom Kieler LKA hatten an diversen Kleidungsstücken des vor fast 25 Jahren in der Badewanne eines Genfer Hotelzimmers tot aufgefundenen Politikers DNS-Spuren einer unbekannten Person entdeckt. Vielleicht hat der Mörder seinen genetischen Fingerabdruck am Tatort zurückgelassen.

Um dies zu klären, sollte selbstverständlich als nächster Schritt der Abgleich mit allen einschlägigen Datenbanken erfolgen – und mit dem genetischen Material all der Personen, die zum weitesten Kreis der Verdächtigen gehören. Aber wie so oft im Fall Barschel soll auch diesmal das Selbstverständliche gerade nicht passieren. Über den Durchgriff der Politiker auf die Staatsanwaltschaften – permanenter Bruch rechtsstaatlicher Gewaltenteilung – bleibt es den Ermittlern verwehrt, die Tatsachen dingfest und öffentlich zu machen, die den Mord an Barschel belegen. Traurig, aber wahr!

 

Wolfram Baentsch arbeitete als Redakteur beim Spiegel. 2006 veröffentlichte er das Buch „Der Doppelmord an Uwe Barschel“.

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