© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/12 10. August 2012

Britische Bildungsexplosion: Im Lärm und Müll der Studentenghettos
Zerstörung nachhaltiger Gemeinschaften
(ob)

In Großbritannien hat sich die Zahl der Universitäten seit 1960 verdreifacht, die der Studenten von 400.000 auf zwei Millionen erhöht. 2010 studierten an 166 Hochschulen 2,5 Millionen Studenten. Heute streben 45 Prozent aller Jugendlichen des Königreiches einen Hochschulabschluß an. Damit ist der Bildungssektor zwar zum nationalen Wirtschaftsfaktor geworden. Aber den ökonomischen Vorteilen stehen ebenso große Nachteile gegenüber, verbunden mit negativen demographischen, sozialen und kulturellen Folgen für die von der studentischen Invasion („Studentification“) betroffenen Städte. Wo sich Studenten massieren, steigen die Mieten, werden angestammte Bewohner durch „antisoziales Verhalten“ (Musiklärm, Alkoholexzesse, Vandalismus, Vermüllung) vertrieben. Da sich unter den Studenten viele Ausländer befinden, führt dies „zu einer Erhöhung des multiethnischen Charakters des Gebietes“. Zudem zerstören „Studentenghettos“ den sozialen Zusammenhalt und die Identität urbaner Viertel, was die Londoner Politik konterkariert, in der britischen Migrationsgesellschaft „nachhaltige Gemeinschaften“ („balanced communities“) zu schaffen. Da sich Widerstand gegen die Studentification formiert, hofft die Cameron-Regierung, den Zustrom zu den Hochschulen mit drastisch erhöhten Studiengebühren einzudämmen (Geographische Rundschau, 6-2012).

www.geographischerundschau.de

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen