© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/12 10. August 2012

Umwelt
Atomkraft ist zu teuer
Volker Kempf

Subventionen schönen die Atomstrompreise, die Endlagerungskosten für abgebrannte Brennstäbe sind zu billig angesetzt, und die Entsorgungskosten für stillegelegte Nuklearreaktoren ebenso. Hinzu kommen seit dem 11. September 2001 die wachsenden Sicherheitsanforderungen wegen des internationalen Terrorismus und seit Fukushima auch gegen Erdbeben. Uran liegt zudem auch nicht hoch konzentriert in der Natur herum, sondern muß energieaufwendig gewonnen werden. Auf der anderen Seite sinken die Preise für Sonnen- und Windenergie. Erdgas steht ausreichend und zu relativ günstigen Preisen zur Verfügung, nicht zuletzt durch die zunehmende Schiefergasnutzung. Und nun fällt sogar einer der Ihren der Atomlobby in den Rücken: Ausgerechnet der Chef des US-Konzerns General Electric (GE), Jeffrey Immelt, gab vorige Woche in der Financial Times unumwunden zu bedenken, daß der Ausbau der Kernenergie ökonomisch nicht zu rechtfertigen sei.

Dabei ist GE nicht nur einer der teuersten Mischkonzerne der Welt, sondern zugleich einer der größten AKW-Ausrüster. Ohne direkte oder indirekte Subventionen ist Kernenergie nicht machbar. Auch die Atom-Renaissance in den USA wird vom Steuerzahler verbürgt: Die Southern Company erhielt für ihre AKW-Pläne von der Obama-Regierung Garantien für Kredite über 8,3 Milliarden Dollar. Die Atomenergie wurde schon zu Zeiten des Kalten Krieges durch fragwürdige Rechenansätze billig geredet. Nun stellt mit GE sogar ein Energiegigant unbequeme Fragen. Doch Kritik aus den eigenen Reihen findet bekanntlich besonders viel Beachtung. Auch in Frankreich, das als besonders atomfreundlich gilt? Die Kosten für erdbebensichere Atomanlagen fallen dies- und jenseits des Rheines an. Atomstrom kommt letztlich immer teurer als man denkt. Vielleicht spricht sich das dank Immelt nun mehr denn je herum.

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