© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/12 17. August 2012

Grüße aus Santiago de Cuba
„Schau Mama, schau“
Alessandra Garcia

Mira, Mama!“ – „Schau, Mama!“ Von überall erklingt der aufgeregte Ruf. Auch mein Sohn ist schnell zu den Käfigen mit den Affen gelaufen. Jetzt steht er am Maschendraht und schaut neugierig in die braunen Augen eines kleinen Affen. Dann flitzt er zu einem reglos an einem Ast hängenden Faultier. Ein paar Zehnjährige versuchen mit einem Stöckchen vergeblich, für mehr Aktion zu sorgen.

Fragt man seine Kinder, wohin der Familienausflug gehen soll, leuchten die Augen: in den Zoo. Sofort werden alle Tiere aufgezählt, die man beim letzten Mal gesehen hat. Ein Peso kostet der Eintritt für Einheimische wie Ausländer, mit dem Unterschied, daß wir mit dem Nationalen Peso bezahlen, der  Tourist dagegen mit dem konvertiblen, also 25mal soviel.

Bisher hat mir noch niemand sagen können, wann der parque zoologico angelegt wurde. Einige sprechen von den 1950ern, andere von den sechziger Jahren. Also entweder in den letzten Jahren der Batista-Diktatur oder in den ersten, euphorischen Jahren nach dem Sieg der Revolution. Einst muß der Zoologische Garten mit seinen breiten geschwungenen Wegen, einem integrierten Bachlauf, alten Bäumen, großen Freigehegen und Picknickplätzen, angelegt an der Ausfallstraße in Richtung des Badeortes Siboney, wunderschön gewesen sein. Heute ist vieles verwahrlost.

Die Attraktion sind die Löwen. Ihr Reich ist eine von einem Graben umgebene Freifläche mit schattenspendenden Bäumen und hohem Gras. Ein Löwe thront majestätisch unter dem Baum. Da vor uns ein Ausländer spazierengeht, wittern die Tierpfleger ein Trinkgeld in Devisen und winken beide zu sich. Sie haben etwas ganz besonderes zu zeigen. Auch wir dürfen einen Blick auf die beiden Löwenbabys werfen. Auf die erfolgreiche Zucht dieser Raubtiere ist man in Santiago stolz.

Daß im Zoo neben einheimischen Arten auch Zebras, Antilopen, Leoparden, Geparde, Schakale, Hyänen, Strauße und sogar ein Nashorn zu sehen sind, ist den guten Beziehungen nach Afrika zu verdanken. Erst unlängst hat Namibia den kubanischen Zoos wieder 146 Tiere geschenkt. Die davon nach Santiago gekommen sind, haben einen zusätzlichen Härtetest zu bestehen. Denn den ganzen Tag über erklingt im Zoo ein nervtötendes Quietschen. Es kommt von den Schaukeln, die ununterbrochen in Betrieb sind und bei den Kindern genauso beliebt sind wie Eisstand und Löwen.

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