© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/12 17. August 2012

Umwelt
Die Abzocke geht weiter
Michael Manns

Man nehme: eine Prise Scharlatanerie, die übliche Überdosis Traumtanz, das Backpulver Energiewahn. Alles verrühren, bei 200 Grad Lobbyismus durchbacken und bei fünf Grad Dilettantismus abkühlen lassen. Dann alles mit Ökovisionskräutern servieren. So in etwa lautet wohl die Rezeptur des milliardenschweren Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Ein rot-grünes Monstrum, das auch unter den Nachfolgeregierungen nur Chaos und Abzocke brachte. Denn da gibt es noch das Dessert. Das sieht vor: Der Strom wird wegen der EEG-Umlage immer teurer. Pro Kilowattstunde (kWh) werden derzeit knapp 3,6 Cent aufgeschlagen – egal ob der Saft aus Atom, Kohle, Wind oder aus Sonne gemacht wird. Und zahlen muß der Kunde. Er füttert einen riesigen Subventionskraken, der die EEG-Milliarden an die Ökoenergieerzeuger weiterleitet.

Im Oktober steht die nächste Plünderungsrunde an – auf über fünf Cent könnte die EEG-Umlage ab 2013 ansteigen. Ein Durchschnittshaushalt müßte dann statt 125 etwa 180 Euro jährlich für Wind, Sonne & Co. blechen. Grüne Utopien sind zum Naturgesetz der Politik geworden. Bei deutschen Solarfirmen landet der Obolus längst nicht mehr, die gehen reihenweise pleite. Chinesische Billigmodule haben den Markt mit EEG-Hilfe aufgerollt. Das ist die erste Ordnung des Schwachsinns. Doch da gibt es noch eine zweite. Die hat was mit der Klassengesellschaft unter den Ökostromern zu tun. Wer sein privates Windrad jetzt an Land aufstellt, wird mit 8,93 Cent/kWh abgespeist, großindustrieller Windstrom von Nord- und Ostsee bringt dagegen 19 Cent. Auch die Solarfreunde haben ihre Besserverdienenden: Wer sein neuestes China-Modul im Garten montiert, kriegt „nur“ 12,97 Cent. Wer die gleichen Solarzellen auf sein Haus- oder Scheunendach schraubt, streicht 18,73 Cent ein – alles EEG-garantiert. Zum Vergleich: Kohlestrom ist für etwa vier Cent zu haben.

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