© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  35/12 24. August 2012

Grüße aus Rom
Geld stinkt doch
Paola Bernardi

Fiumicino: Roms größter Flughafen direkt am Mittelmeer gelegen, von dem jährlich 40 Millionen Passagiere starten und landen, zeigt sich jedes Jahr chaotischer. Immer herrscht hektisches Gewühle und Geschrei. Carabinieri kontrollieren sorgfältig; schon zweimal wurde dieser Flughafen Anschlagsziel von palästinensischen Terroristen. Riesige Warteschlangen stauen sich vor den Hunderten von Abflugschaltern. Danach folgt stundenlanges Warten für die Personenkontrolle.

Nun werden die Wartezeiten noch länger: Denn neuerdings sieht man Beamte von der berüchtigten Finanzwache (Fiamme gialle) verstärkt mit Hunden patrouillieren, die verdächtige Reisende aus den Schlangen herauspicken.

Während man früher bei Drogenfahndungen vor allem mit Schäferhunden arbeitete, werden nun tapsige honiggelbe Labradors eingesetzt, die zum Aufspüren von Geldscheinen ausgebildet sind. Bezeichnenderweise heißt einer dieser Finanzhunde „Cash“.

Und darum geht es auch. Denn mit ihren Wunderspürnasen sollen die Vierbeiner Schwarzgeld aufspüren. Hat doch der italienische Ministerpräsident Monti allen Steuersündern in Italien den „totalen Krieg“ erklärt. Und er hat die Behörden angewiesen, mit allen erdenklichen Mitteln gegen die Steuerflucht vorzugehen. Und so ist man in Rom im wahrsten Sinne des Wortes „auf den Hund gekommen“. „Geld stinkt nicht“, so ein altes Sprichwort, doch es riecht.

So erschnüffelte „Cash“ durch das Futter der Handtasche einer Rumänin die versteckten 50.000 Euro, die sie sich als Prostituierte „erarbeitet“ hatte und in ihre Heimat bringen wollte. Auch der doppelte Boden eines Trolleys, sowie der geldgefüllte Gürtel in der Hose, mit dem ein Italiener 122.000 Euro außer Landes fortschaffen wollte, war vor der Schnüffelnase nicht sicher. Geldscheine als Zigaretten gerollt oder als Schuhsohle verkappt mögen die Verstecke auch noch so raffiniert sein, diese Hunde finden Euro, ebenso wie gut gemachte Blüten. Welcher Bestandteil die Banknoten so unverkennbar riechen läßt, wissen auch die Finanzbeamten nicht. Stolze Bilanz von „Cash“ in den ersten sieben Monaten dieses Jahres: 41 Millionen Euro, die an der Steuer vorbeigeschmuggelt werden sollten.

Es gibt aber auch Skeptiker, die behaupten, diese Siegesmeldungen an der Hundefront seien nur Propaganda der Behörden, um die Steuerflüchtlinge abzuschrecken.

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