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© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/12 24. August 2012
Blick in die Medien Es war das gefundene Fressen im Sommerloch: Die Pressestelle der niedersächsischen CDU verschickte ein Interview aus vorbereiteten Fragen und Antworten mit David McAllister. Der Ministerpräsident plaudert über Sommer, Strand und Sonnenschein. Doch der Wohlfühltext war ein Schuß in den PR-Ofen. Von taz bis FAZ sahen sich die Journalisten durch McAllisters Angebot beleidigt. Die Opposition feixte, als wäre der Ministerpräsident beim Spannen im Freibad ertappt worden. Der Deutsche Journalistenverband wies den „plumpen Versuch, die Anzeigenblätter in den CDU-Wahlkampf einzuspannen“, zurück. Was für ein Theater! Die Redaktionen der Anzeigenblätter entdecken plötzlich ihr Berufsethos – zum Lachen! Vorbereitete Interviews sind dort ebenso normal wie als Beiträge getarnte Werbetexte. Die Pressemitteilungen der PR-Agenturen werden kopiert und eingefügt. Ein und derselbe Pressetext findet sich in x verschiedenen Anzeigenblättern wieder. Das ist kein Wunder. Die kostenlosen Verbraucherzeitungen sind „Milchkühe“ der Verlage, mit denen im Gegensatz zu den Tageszeitungen gutes Geld verdient wird (siehe Hauptbeitrag rechts). Der redaktionelle Mantel ist dabei nur ein Trägermedium für die Beilagen von Bau-, Super-, Getränke- und Möbelmärkten. Die Beilagen übersteigen die Zahl der redaktionellen Seiten bei weitem. Da ist klar, daß der redaktionelle Aufwand so gering wie möglich gehalten wird. Von daher hätten die Schreiberlinge über den CDU-Service erfreut sein sollen. Auch die „Qualitätsjournalisten“, die wegen dieser Lappalie schon die Pressefreiheit in Gefahr sehen wollten, sollen sich mal nicht so aufs hohe Roß setzen. Wer glaubt, daß den Redaktionen der „Großen“ solche Praktiken völlig fremd wären, glaubt vermutlich auch, daß der Fall auch dann hochgespielt worden wäre, wenn nicht der Wahltermin im Januar näherrücken oder das Interview von den Grünen gekommen wäre. |