© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/12 31. August 2012

Morde an Bauern in Südafrika
Doppelmoral des Westens
Yorck Tomkyle

Menschenrechte sind universell. Soweit die hehre Theorie. Die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit zeigt sich dieser Tage einmal mehr in Südafrika. In den achtziger Jahren pochten Politik, Medien und Künstler aus allen westlichen Ländern auf das Ende der Apartheid in Südafrika. Das Thema wurde derart effizient über die Medien transportiert, daß die südafrikanische Regierung auf Druck des Westens schließlich den Prozeß des friedlichen Übergangs einleiten mußte; einen Prozeß, den nach den langen Jahren der Agonie auch die überwältigende Mehrheit der weißen Bewohner Südafrikas begrüßte.

Der Verantwortung, die der Westen dadurch für die Region trägt, wird er längst nicht mehr gerecht. Es ist verwerflich, daß westliche Politiker, Medienschaffende und Künstler nun wegschauen, wenn die politische Entwicklung das Land an den Rand eines Genozids an Teilen der weißen Landbevölkerung treibt. Der Verdacht drängt sich auf, daß in den Augen der westlichen Meinungseliten Menschenrechte doch nicht universell sind; daß es Gruppen gibt, für die es sich nicht in demselben Maße humanitär zu engagieren lohnt wie für andere.

Die Hoffnung der südafrikanischen Bauern auf eine Intervention Amerikas wird sich nicht erfüllen. Geostrategisch hat Südafrika seine Schuldigkeit bereits gegen Ende des Kalten Krieges getan. Es sieht düster aus für die Nachfahren der europäischen Einwanderer am Kap.

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