© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/12 31. August 2012

„Ich finde mich nicht ab“
Ort der freien Rede: Im Oktober veranstaltet die „Sezession“ eine Konservative Messe in Berlin
Michael Kreuzberg

Wer in Deutschland das Wagnis unternimmt, rechts aus der Mitte abzubiegen, wird schnell die Erfahrung machen, daß nur ein paar Schritte ausreichen, um Beschuß mit scharfer Munition zu provozieren. Für Konservative und Rechte soll das Selbstverständliche nicht gelten: Versammlungs- und Meinungsfreiheit werden regelmäßig von emsigen, von staatlicher Seite ermutigten „Zivilcouragierten“ sabotiert. Veranstalter beugen sich Drohanrufen, Vorträge werden gestört, Demonstrationen blockiert, Gebäude beschädigt, Personen denunziert, Netzseiten gehackt – mit all dem muß rechnen, wer sich im engeren oder weiteren Sinne als Rechter zu erkennen gibt.

Davon kann auch Götz Kubitschek aus langjähriger Erfahrung ein Lied singen. Der heute 42jährige Kubitschek stammt ursprünglich aus Oberschwabem und ist seit zwei Jahrzehnten als Publizist, Verleger und Autor einer „Neuen Rechten“ aktiv. Er ist Mitbegründer des von Karlheinz Weißmann und Erik Lehnert geleiteten Instituts für Staatspolitik (IfS) und hauptverantwortlicher Redakteur der Zeitschrift Sezession. Pünktlich zum Jubiläum der 50. Ausgabe der „Pflichtlektüre der neurechten Intelligenz“ (taz) hat Kubitschek nun ein Gipfeltreffen des rechten beziehungsweise konservativen Spektrums in Deutschland einberufen.

Am 6. Oktober dieses Jahres werden sich in Berlin rund dreißig Verlage, Zeitschriften, Initiativen, Bünde und Einzelaussteller auf dem 1. „zwischentag“ präsentieren, einer freien Messe mit Lesungen, Buchpräsentationen und Podiumsdiskussionen. Der Titel der Veranstaltung leitet sich aus der Erfahrung ab, als Konservativer ständig im Schatten einer aufgespreizten Zange leben zu müssen und auf Schutz- und Zwischenräume angewiesen zu sein. Dem setzt Kubitschek einen trotzig improvisierten „Fußbreit festen Grundes“ (um es mit Stefan George zu sagen) entgegen, als Ort der freien Rede abseits des Mainstreams und als „kraftvoller Beweis für die Vielgestaltigkeit und die Anziehungskraft eines Milieus, dem nichts, aber auch gar nichts geschenkt wird“.

Angekündigt haben sich unter anderem neben der JUNGEN FREIHEIT die Studentenzeitung Blaue Narzisse, die Verlage Ares, Antaios, Telesma, Inspiration Un Limited und Regin, das österreichische Magazin Unzensuriert, der jugendbewegte Freibund, die bürgerlich-liberale Gustav-Stresemann-Stiftung sowie das islamkritische Internetportal „Politically Incorrect“. Erwartet werden bis zu 1.000 Besucher, die Karten kosten zwischen 15 und 55 Euro.

Weitere Informationen und Bestellmöglichkeiten finden sich auf der Internetseite des Projekts www.zwischentag.de.

Die JUNGE FREIHEIT hat mit dem Initiator der Konservativen Messe, Götz Kubitschek, gesprochen:

Herr Kubitschek, Sie haben für Ihr Messe-Projekt einen ungewöhnlichen Titel gewählt. Was wollen Sie damit ausdrücken?

Kubitschek: Der Name „zwischentag“ drückt zum einen eine Arbeitsstimmung aus: Die im weitesten Sinne konservative Szene klemmt sich mit ihren Ideen, Büchern, Projekten immer „zwischen“ das, was etabliert ist und medial gepäppelt wird. Zum andern ist „zwischentag“ eine einprägsame Bezeichnung für eine Messe: Man stutzt kurz, denkt nach, nimmt den Klang dieses Wortes wahr und merkt sich’s.

Muß sich die rechte beziehungsweise konservative Publizistik heute mit der Nische, dem Hinterzimmer abfinden?

Kubitschek: Sich abfinden heißt: abgefunden werden und zufrieden sein damit. Wäre ich’s, würde ich keinen „zwischentag“ veranstalten, sondern zuschauen, wie sich mein Verlag entwickelt. Indes: Ich finde mich nicht ab. Hat Dieter Stein sich abgefunden? Sicher nicht, und die Verleger und Aussteller, die sich auf dem „zwischentag“ präsentieren, haben sich auch nicht abgefunden. Es ist für uns Macher, Publizisten, Stichwortgeber doch zu einem Lebensgefühl geworden, nicht aus wirtschaftlichem Interesse, sondern aufgrund eines widerständigen Impulses, uns Raum, Zwischenraum zu verschaffen: Denn nichts ist selbstverständlich, ständig will uns jemand die Tür vor der Nase zuschlagen, immer müssen wir dazwischentreten und dafür sorgen, daß ein Buch, eine historische Deutung, eine Persönlichkeit nicht in Vergessenheit geraten oder überhaupt Beachtung erfahren.

Was für Wirkungen und Anstöße erhoffen Sie sich von dem Projekt?

Kubitschek: Die konservative Messe in Berlin, dieser „zwischentag“, sollte als etwas Besonderes, Außergewöhnliches wahrgenommen werden. Natürlich kann man sagen: Was soll so besonders daran sein, daß sich rund 30 konservative, neurechte Verlage und Projekte versammeln, um eine Besuchermesse zu veranstalten? Ich kann Ihnen aus zwanzigjähriger Erfahrung sagen: Dies ist etwas Besonderes, etwas ganz Besonderes sogar. So etwas gab es noch nie, und man sollte es nicht verpassen.

 

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