© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/12 31. August 2012

Definitionen der Freiheit
Annäherungen des Publizisten Jeroen Zandberg
Uwe Ullrich

Wenn es einen Begriff gibt, für den es im Leben zu kämpfen lohnt, dann fällt den meisten Menschen der am häufigsten mißbrauchte ein – Freiheit!

Mit wenigen Sätzen umreißt Felix Strüning, Chefredakteur des Netzportals Citizen Times, in seinem Geleitwort zur deutschen Übersetzung von Zandbergs Essay die zeitgeschichtlichen Bedingungen für dessen Entstehung in den Niederlanden vor zehn Jahren. In unserem Nachbarland war die multikulturelle Einwanderungsgesellschaft offensichtlich an die Grenzen der Bürgerduldsamkeit gelangt. Der niederländische Publizist, Jahrgang 1974, engagiert sich als Vize-Schatzmeister in der Organisation der nicht-repräsentierten Nationen und Völker (UNPO) unter anderem für die griechische Minderheit in Albanien, die nicht bei den Vereinten Nationen (UN) vertreten ist.

In sieben Haupt- und vielen Unterabschnitten hangelt sich Jeroen Zandberg von Begriff zu Begriff, von Wortpaar zu Wortpaar und entfaltet so auf den ersten Blick ein vieldeutiges, Diskussionen förderndes Panorama gesellschaftlicher Zusammenhänge.

Prüfen wir die vollmundige Erklärung und tun, was der Autor von seinen Lesern einfordert: hinterfragen. Oft mangelt es an Erklärungen über Zusammenhänge und Begriffsdefinitionen. Ohne leitende Hinweise assoziiert Zandberg den demokratischen Rechtsstaat mit Gleichheit, Individualismus und Menschenrechten. Den sprunghaften Aufzählungen/Argumentationen fehlen allgemein logische Bezüge (pauschal: „Linke“ – Wen meint der Autor damit?), die Rückkopplung an die niederländische, deutsche oder europäische konkrete Gesellschaft und die vermeintlichen Ansprechpartner.

Allerdings sind auch einige kategorische Aussagen von Eigenwilligkeit und anarchistischen Zielsetzungen geprägt. Entschieden zu widersprechen ist der Meinung des Autors, wenn er den modernen Staat und seinen öffentlichen Raum frei von Moral geschaffen sehen will. So entstünde die Möglichkeit, daß Personen und Gruppen mit ihren differierenden Lebensarten nebeneinander existieren könnten. Aber auf welcher Grundlage als eben der von Moral, Werten und Normen kann nicht nur für Konservative eine gemeinsame Sprache für die Regelung verschiedener Interessen basieren?

Jeroen Zandberg: Die Politik der Freiheit. Reihe Freiheit & Verantwortung, Band 1. Stresemann Stiftung, Berlin 2012, broschiert, 126 Seiten, 9,90 Euro

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