© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/12 31. August 2012

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Stolzes Flandern“, JF 35/12

Was wird aus unserer Nation?

Als ich über die verständlichen Bestrebungen der Flamen las, kam mir das neue Buch von Wilfried Scharnagl „Bayern kann es auch allein“ in den Sinn. Denn gibt es nicht bereits bei anderen Deutschen ebenfalls ein derartiges Zentrifugalkraftdenken? Ein nationalstaatlicher Verbund der Deutschen besteht ja tatsächlich erst seit 1871. Und ist der Zusammenhalt denn heute tatsächlich krisenfest? Zur Zeit befinden sich in Berlin die in der Euro-Gruppe eifrigsten Bemüher, deutsche Souveränitätsrechte an Brüssel abzutreten, koste es was es wolle. Was wird durch den ESM aus unserer Nation? Die deutsche Politprominenz streut gern eine eigenwillige Theorie von der Überholtheit der Nationalstaaten unter die Bevölkerung. Gleichzeitig aber unterstützt man in anderen Teilen der Welt das „Nation building“.

Wenn – wie es zu sein scheint – Deutschland als souveräner Nationalstaat von der eigenen Regierung aufgegeben werden möchte, weil „Europa“ die einzige Alternative sei, erscheint es durchaus sinnvoll, sich durch eine Abspaltung vom gemeinsamen Untergang zu befreien. Die „Jugoslawen“ und die „Tschechoslowaken“ haben es bereits vorgemacht und sie leben nicht schlechter. Sie dürfen offen stolz auf ihren Staat, ihr Volk und die endlich errungene nationale Souveränität sein.

Michael Sieber, Limbach-Oberfrohna

 

 

Zu: „Gefahr ‘Made in Germany’“ von Bernd-Thomas Ramb, JF 35/12

Germaniam esse delendam

Mit „Made in Germany“ hat es nicht funktioniert. Mit Erstem Weltkrieg und Versailles hat es nicht funktioniert. Nun muß (!) es aber mit dem ESM funktionieren. Und vor allem: „Nachhaltig“! Was damals galt, gilt – auf ökonomische Weise – auch heute: „Germaniam esse delendam.“

Gerhard Katz, Karlsruhe

 

 

Zu: „‘Abschieben, abschieben’“ von Lion Edler, JF 35/12

„Die Zeit“ heilt keine Wunden

Ich bin froh, daß es Ihre Zeitung gibt und daß Sie mutig – wie hier – über Meinungen entgegen dem Multikulti-Mainstream berichten. Ich bin seit 30 Jahren Zeit-Leser und Abonnent. Mein Onlinekonto dort wurde von dieser ach so liberalen Redaktion zweimal dauerhaft abgeklemmt, weil ich islamkritische, aber sehr wohl verfassungskonforme Meinungen äußerte. So weit ist es schon mit der Freiheit im Lande gekommen.

Dr. Michael Schlitter, Köln

 

 

Zu: „Notfall Merkel“ von Thorsten Polleit, JF 35/12

Konditionalität heißt Asmussen

Die „Konditionalität“ der EZB hängt wohl vor allem von deren Direktor Jörg Asmussen ab. Der ehemalige Finanz-Staatssekretär der SPD, von dem angeblich konservativen Schäuble bedenkenlos übernommen und ebenso bedenkenlos als einziger deutscher Vertreter in die EZB delegiert, agiert – natürlich – seiner politischen Farbe entsprechend und zum Schaden des Landes, für das er dort sitzt. Wer seinen Berufsweg von Anfang an verfolgt hat, wundert sich gar nicht mehr.

Dietlinde Bonnlander, Imst / Österreich

 

 

Zu: „Das Gespenst geht wieder um“ von Jakob Apfelböck, JF 35/12

Nicht Stalin, sondern Kant!

Vielleicht wurde das Zitat „Theorie ohne Praxis ist leer, Praxis ohne Theorie ist blind“ ja auch von Stalin aufgegriffen. Originär ist es jedoch Kant zuzuordnen.

Dr. med. Ira Brilla-Austenat, Berlin

 

 

Zum Leserbrief: „Böse Geburt: Fluch der bösen Tat“ von Hans Meister, JF 35/12

Ehesplitting gerechtfertigt

Leser Meister irrt, wenn er ausführt, das Ehegattensplitting sei durch keine verfassungsmäßige Begründung zu rechtfertigen; das Gegenteil ist richtig! Das Ehegattensplitting wurde eingeführt, nachdem das BVerfG mit Urteil vom 17. Januar 1957 (BvL 4/54) eine derartige Regelung gefordert hatte. Bedingt durch den progressiven Steuertarif waren Eheleute höher besteuert worden als Alleinstehende. Eine Abschaffung des Ehegattensplittings dürfte kaum möglich sein.

Anzumerken bleibt, daß in der Nachkriegszeit die Steuersätze in Westdeutschland exorbitant hoch waren auf Anordnung der Besatzungsmächte. Weil dies den Wiederaufbau störte, führte die Bundesregierung unzählige Steuererleichterungsbestimmungen ein, um die Bemessungsgrundlage für die Anwendung der hohen Steuersätze zu mindern. Hieran krankt unser Steuerrecht noch heute.

Wilhelm Steffen, Melle

 

 

Zu: „Vorrang für Familie“ von Jürgen Liminski, JF 34/12

Werte und Prinzipien

Es freut mich, daß es zur Randerscheinung Homo-„Ehe“ und anderen Zeitgeistthemen noch andere Stimmen in Deutschland gibt. Die JF leistet hier wertvolle Arbeit und hält noch etwas von Werten und Prinzipien. Danke!

Chris Dasch, Otterstadt bei Speyer

 

 

Zum Schwerpunktthema „Gallien vor dem Fall“, JF 34/12

Rächt sich die Geschichte?

Was ist den Ländern Gallien (Frankreich), Portugal, Spanien, Belgien und Großbritannien gemeinsam? Sie sind ehemalige Kolonialmächte, die ihren ehemaligen Reichtum aus den ausgebeuteten Kolonien bezogen haben. Nach dem schmerzlichen Verlust der Kolonien, oft erst durch langjährige kräftezehrende Kriege – siehe bei Frankreich Indochina oder Algerien – haben sie keinen Boden mehr unter die Füße bekommen und den Verlust durch selbstgeschaffene Wirtschaftskraft nicht ausgleichen können. Stattdessen haben sie in der Dritten Welt, ihrem früheren Wirtschafts- und Einflußbereich, Chaos hinterlassen, siehe Vorderer und Mittlerer Orient. Jetzt stecken sie alle bis zum Hals in der Krise. Rächt sich die Geschichte?

Robert Roth, Gau-Algesheim

 

 

Zur Meldung: „Moralische Versuchung der Euro-Schuldenunion“, JF 34/12

Schäuble nicht ganz dicht

Was jetzt zum Tag der offenen Tür des Finanzministeriums ablief, ist ein echter Skandal! Dort konfabulierte der amtierende Bundesfinanzminister freimütig in die Mikrofone der Welt: „Auch wir bescheißen gelegentlich“! Die Realitäten in Griechenland werden dabei augenscheinlich ausgeblendet: Von arm bis steinreich bezahlt kaum jemand Steuern. Finanzbeamte werden flächendeckend bestochen, an Tote werden Milliarden an Renten gezahlt, für jeden Bauantrag müssen bis zu 20.000 Euro Bestechungsgeld bezahlt werden, jeder Arztbesuch geht nur mit „Bakschisch“, im Vergleich zur Bundesrepublik Detuschland gibt es sechsmal soviel Beamte, die nachweislich jeden Rest an sinnvollen Aktivitäten blockieren, Wirtschaftsminister Rösler hat dies treffend beschrieben. Herr Schäuble muß das doch alles wissen! Daß er dennoch derartig Absurdes von sich gibt, legt den Verdacht nahe, daß er entweder verkalkt ist oder nicht ganz nüchtern war. Was ist schlimmer?

Dr. med. Jörg Mutschler, Naila

 

 

Zu: „Das rätselhafte Ende von Häftling Nummer sieben“ von Thorsten Hinz, JF 34/12

Flug und Tod sind keine Frage

Ihr Autor schreibt, der Englandflug des Reichsministers Rudolf Heß sei „bis heute geheimnisumwittert“, gleiches gelte für die Umstände seines Todes. Dem ist zu widersprechen. Heß flog ohne Zweifel am 10. Mai 1941 zumindest mit Billigung Hitlers nach Schottland, um die für Deutschland heraufziehende Katastrophe der Ausweitung des Krieges zu einem Weltkrieg noch abzuwenden. Nach den Aufzeichnungen des SS-Generals Wolff hat Hitler diesem auf Anfrage zu Beginn des Jahres 1945 bezüglich der Behandlung US-amerikanischer Friedensfühler freie Hand gelassen, aber hinzugesetzt, er würde Wolff im Falle eines Mißerfolges genauso verleugnen wie seinerzeit Heß.

Doch selbst ohne dieses ausdrückliche Bekenntnis des Diktators ist schon die äußere Faktenlage erdrückend. Als Heß den Alleinflug unternahm, war die Lage des Reichs – anders als angesichts der vorangegangenen erfolgreichen Feldzüge gegen Polen und Frankreich zu vermuten wäre – schlicht verzweifelt. Die Parteinahme der US-Regierung unter Roosevelt zugunsten Englands und ihre Feindseligkeit gegenüber Deutschland hatten bereits ein derartiges Ausmaß angenommen, daß der Kriegseintritt der USA nur noch eine Frage der Zeit war. Diese Auseinandersetzung konnte – das war der deutschen Führung klar – nie mit einem Sieg Deutschlands, sondern bestenfalls mit einem Kompromißfrieden beendet werden.

Während des Nürnberger Prozesses, in dem Heß vom ebenso brillanten wie unerschrockenen nachmaligen bayrischen Innenminister Alfred Seidl verteidigt wurde, erklärte der amerikanische Chefankläger Jackson mit entlarvender Offenheit, daß „dieser Gerichtshof die Fortsetzung der Kriegsanstrengungen der Alliierten“ darstelle. Letztlich scheint klar, daß auch der gewaltsame Tod des „Häftlings Nummer sieben“ eine Fortsetzung von Kriegsanstrengungen gewesen sein dürfte, wie die Gegenautopsie des Münchner Gerichtsmediziners Professor Spann belegt.

Schließlich wurde Heß nicht einmal die Totenruhe gegönnt. In einer Nacht- und-Nebel-Aktion im Juni letzten Jahres wurde sein Grab geöffnet, der Leichnam an unbekanntem Ort verbrannt und die Asche ins Meer geworfen. Bild-Kommentator Franz Josef Wagner fand das „großartig“ und war „glücklich“ darüber, daß „dieses Schwein nicht mehr auf einem Friedhof liegt“. Auch hier ermittelte kein Staatsanwalt wegen Störung der Totenruhe oder wegen der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener.

Franz Georg Gell, München

 

Ohne Wahrheit keine Freiheit

Eigentlich ist es britischer Brauch, alle Akten nach einer gewissen Geheimhaltungsfrist der Öffentlichkeit zu überlassen. Im Fall von Rudolf Heß, dessen Englandflug 71 Jahre zurückliegt, sind diese Akten aber noch bis 2017 unter Verschluß. Was soll dort verborgen bleiben? Die Akte Heß wird wohl auch nach 2017 unter Verschluß bleiben. Unser deutsches Vaterland braucht aber neben Einigkeit und Recht auch Wahrheit, ohne letztere ist keine Freiheit zu haben.

Dr. Kurt F. Müller, Weil der Stadt

 

Ein Stück Bleiplatte angehoben

In dem wieder vorzüglichen Beitrag von Thorsten Hinz wird ein Stück der Bleiplatte angehoben, die seit mehr als einem halben Jahrhundert die Zeitgeschichte Deutschlands hermetisch verdeckt. Wie meinte einst ein führender „Umerzieher“ nach 1945? Der Sieg über ein Land sei erst dann vollständig und dauerhaft, wenn die Kriegspropaganda der Sieger Eingang in die Geschichtsbücher und Köpfe der Besiegten gefunden habe und sie für immer als unumstößliche Wahrheit geglaubt werde. Dies ist bei uns schon seit vielen Jahrzehnten der Fall.

Bezüglich Englands heißt das im Klartext: 1914 wollte es mit Hilfe Frankreichs aus wirtschaftlichen Konkurrenzgründen und politischem Machtkalkül die „Endlösung“ für Deutschland. 1939 suchte es wieder die Vernichtung Deutschlands, jetzt mit Hilfe Polens, das die Odergrenze als Minimum begehrte, nachdem das Mittel „Versailles“ nicht funktioniert hatte. Dabei war das, was in unseren Schulbüchern als „Friedensvertrag“ bezeichnet wird, in Wahrheit das Gegenteil. So wurde er auch überall in der „Zwischenkriegszeit“ verstanden.Dieses Wissen ist heute so gut wie verschwunden. Und das soll – siehe Rudolf Heß – wohl so bleiben, weil es unbegrenzt nützlich ist, wie gerade die Euro-Politik zeigt.

Dr. Klaus Oberlahr, Bonn

 

Alles Wesentliche schon gesagt

Es erstaunt, daß sich Thorsten Hinz mit diesem fruchtlosen Thema befaßt. Das besprochene Buch von Abdallah Melaouhi („Ich sah dem Mörder in die Augen!“, Bochum 2009) bringt doch wohl in der Sache nichts Neues. Alles Wesentliche ist gesagt zum Beispiel vom Heß-Verteidiger Alfred Seidl, „Der Fall Rudolf Heß 1941–1984“ (München 1984), wo auf Seite 306 ff. auch auf das Urteil des BVerwG vom 24. Februar 1981 7 C 60/79 verwiesen wird, welches die Verurteilung Heß’ durch das IMT als völkerrechtswidrig einstuft; oder die Ausführungen von Wolf Rüdiger Heß, „Seltsame Umstände“ in JF 34/97.

Dr. Wilfried Tröder, Bonn

 

 

Zu: „Das Desaster von Dieppe“ von Dirk-Wolff Simon, JF 34/12

Kanadische Indianer vergessen

Die Bilanz der Kämpfe um Dieppe 1942 ist um einen Aspekt zu ergänzen respektive zu korrigieren: Laut der im Bertelsmann Lexikon-Verlag (Gütersloh 1968) erschienenen Ausgabe „Der 2. Weltkrieg“ hatten die Deutschen 311 Tote zu beklagen, „darunter viele, die von angelandeten kanadischen Indianern der Kommandotruppen so mit dem Daumen an eine Halsschlinge gefesselt wurden, daß sie sich selbst erdrosseln mußten“.

Manfred Lederer, München

 

 

Zu: „Totale Entmenschlichung“ von Doris Neujahr, JF 33/12

Absurde Gesinnungsschnüffelei

Da fragt man sich, warum unsere Tugendwächter nicht auch alle Nordkoreaner oder Iraner nach Hause schicken wollen. Denn Sportler aus diesen Ländern, selbst wenn sie persönlich unbescholten sind, kennen doch sicherlich den einen oder anderen in ihren Heimatländern, der gegen den Weltfrieden ist oder gar rechtem Gedankengut anhängt.

Jürgen Rexer, Schnaittach

 

Unrühmliche Tradition

Auch der Berliner Bischof Wolfgang Huber hat seinerzeit als Vorsitzender der EKD den CDU-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann in vorauseilendem Gehorsam öffentlich verurteilt, noch bevor sich die Medien des Falles annahmen und Hohmann „abschossen“. Es scheint Tradition zu werden.

Dr. med. Friedrich Walter, Wankendorf

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